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DB will GDL in Korsett zwängen

Frankfurt a. M., 01.08.2014 (BA/gm)
„Statt uns ein tragfähiges Angebot zu unterbreiten, will uns die Deutsche Bahn in ein Korsett zwängen.“ Mit diesen Worten brachte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) Claus Weselsky die Misere der gestrigen zweiten Tarifrunde mit der Deutschen Bahn in Frankfurt auf den Punkt. Zum einen will die DB nicht mit der GDL über die besonderen Probleme verhandeln, die nur das Zugpersonal mit dem unregelmäßigen Schichtdienst betreffen. Damit stellt sie selbst die komplette Tarifzuständigkeit der GDL für die Belange der Lokomotivführer in Frage.

Weselsky: „Denn wir haben absichtlich fundierte und spezielle Regelungen zur Arbeitszeit und zu Zulagen in unserem Tarifgefüge fixiert. Die Forderungen für Lokomotivführer in dieser Runde müssen dringend tarifiert werden, damit die Kollegen eben nicht weiter überlastet werden. Damit die DB nämlich ihre selbst gesteckten Ziele erreicht, soll das Zugpersonal einmal mehr den Gürtel enger schnallen.“ So sollen Arbeitszeitregelungen flexibilisiert und das Betriebsrisiko auf die Beschäftigten übertragen werden. Das heißt im Klartext: Es soll keine Verbesserungen bei den Arbeitszeitregelungen und damit keine Entlastung des Zugpersonals geben. Stattdessen will die DB die GDL erst in der nächsten Verhandlung am 20. August 2014 lediglich ein Angebot zur Entgelterhöhung vorlegen. Weselsky: „Das bringt nicht nur Unmut bei der Verhandlungsdelegation, sondern enttäuscht und frustriert auch unsere Mitglieder.“

Mitglieder erster und zweiter Klasse
Die DB lehnt es ab, über die Forderungen der GDL für Zugbegleiter, Lokrangierführer, Bordgastronomen, Trainer und Disponenten zu verhandeln − jedenfalls solange es keine Kooperationsvereinbarung über die Tarifzuständigkeit im DB-Konzern gibt. Hierzu hat gestern eine erste Verhandlung zwischen der DB, der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und der GDL in Frankfurt stattgefunden. Keiner der Beteiligten ist von einer schnellen Lösung ausgegangen. Der GDL-Bundesvorsitzende: „Wir müssen jedoch ernüchtert feststellen, dass die bisherigen Positionen von DB und EVG nicht geeignet sind, um die grundgesetzlich verankerten Rechte unserer Mitglieder im Tarifgeschäft zu gewährleisten.“

Das Bundesarbeitsgericht hat 2010 nicht umsonst festgestellt, dass Tarifpluralität real existiert und das Ergebnis der Koalitionsfreiheit der Arbeitnehmer ist. Was in zahlreichen Unternehmen schon heute gelebt wird, bezeichnet die DB fälschlicherweise als Tarifkonkurrenz und versucht sich damit ihrer Verantwortung durch Vorbedingungen zu entziehen. Weselsky: „Nach diesen Vorstellungen würde es dauerhaft sowohl in der EVG als auch in der GDL Mitglieder erster und zweiter Klasse geben. Eine solche Augenauswischerei ist mit uns nicht zu machen.“

Die GDL wird sich bis zur nächsten Kooperationsverhandlung am 18. August 2014 ebenfalls in Frankfurt schriftlich positionieren.

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