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Sachsen-Anhalt: Auf drei Strecken fährt künftig Bus statt Zug

Magdeburg, 25.08.2014 (BA/gm)
Verkehrsumstellungen gibt es Ende 2014/Anfang 2015 in Sachsen-Anhalt auf drei Strecken, die bislang im Eisenbahnnahverkehr bedient werden. Auf Busverkehr umgestellt werden die Linien

  • Merseburg – Schafstädt zum 15.12.2014,
  • Lutherstadt Wittenberg – Bad Schmiedeberg zum 01.01.2015 und
  • Klostermansfeld – Wippra („Wipperliese“) zum 13.04.2015.

Grund für die Umstellung sind stark gesunkene Fahrgastzahlen auf niedrigem Niveau und die Einschätzung, dass hier auch künftig keine höhere Nachfrage erwartet werden kann. Hinzukommen teils anstehende Investitionen in Gleise und Anlagen. Unter diesen Umständen sind die hohen Kosten für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV), der aus Steuermitteln finanziert wird, auf Dauer nicht zu rechtfertigen. Die benannten Strecken können bei den geringen Nutzerzahlen auch mit dem Bus angemessen bedient werden. Alle drei Strecken stehen schon seit mehreren Jahren unter kritischer Beobachtung, im ÖPNV-Plan des Landes Sachsen-Anhalt als Prüfbedarf ausgewiesen. An den betroffenen Strecken wird – wo nötig – das zum Teil bereits vorhandene Busangebot ergänzt und ausgebaut, so dass den Fahrgästen auch künftig gute Fahrtmöglichkeiten mit dem öffentlichen Verkehr zur Verfügung stehen werden.

Zu den einzelnen Strecken

Merseburg – Schafstädt
Zum 15.12.2014 wird das Bahnangebot Merseburg – Bad Lauchstädt – Schafstädt vollständig auf Bus umgestellt. Bislang wird die Verbindung auf nahezu gleicher Wegstrecke sowohl mit der Bahn als auch mit dem Bus bedient. Das Land als Aufgabenträger des SPNV bestellt die Bahnverbindung bislang bei der Burgenlandbahn der DB Regio AG. Im Jahr 2014 werden dafür Kosten in Höhe von 1,6 Mio. Euro eingesetzt. Angesichts der stark gesunkenen Fahrgastnachfrage und des anstehenden finanziellen Aufwands für Erhalt und Ertüchtigung der Strecke (insbesondere Gleiserneuerung Buna-Werke – Schafstädt) musste die weitere SPNV-Bestellung dringend überprüft werden. Schon in den 2000er Jahren sank die Nachfrage werktags um etwa die Hälfte auf 250 Reisende (durchschnittliche Nutzung bezogen auf die Gesamtstrecke). Aus diesem Grunde wurde bereits 2007 die Einstellung des Zugverkehrs angekündigt.

Auf Wunsch der Region, insbesondere der anliegenden Kommunen, wurde die Bestellung jedoch mit jährlicher Überprüfung fortgesetzt. Bahn- und Busangebot wurden stärker aufeinander abgestimmt. Bei konstantem Fahrplanangebot in den letzten Jahren sank die Nachfrage bis zum Jahr 2014 mittlerweile aber auf unter 150 Reisende (durchschnittliche Nutzung bezogen auf die Gesamtstrecke). Nach bisherigen unabwendbaren Investitionen an der Strecke (Brückenbauwerk über die ICE-Strecke, Bahnübergang und neuer zeitweiliger Bahnsteig für Station Schafstädt) entstand inzwischen neuer Investitionsbedarf für Oberbau, Bahnübergänge und Ingenieurbauwerke (mehr als 3 Mio. Euro) sowie Stationen (1,2 Mio. Euro). Die Investitionen und die jährlich hohen Kosten für die SPNV-Bestellung sind angesichts der dauerhaft niedrigen Nachfrage nicht zu rechtfertigen.

Lutherstadt Wittenberg – Bad Schmiedeberg
Zum 01.01.2015 wird das Bahnangebot Lutherstadt Wittenberg – Bad Schmiedeberg vollständig auf Bus umgestellt. Seit Ende 2007 läuft auf der Strecke ein modellhaftes Bahn-Bus-Projekt nach damaliger Abbestellung des regulären Schienenpersonennahverkehrs (SPNV). Auf Anregung des Landkreises wurde das Projekt ins Leben gerufen. Wichtige Ziele waren die Verlagerung von Schülerverkehr auf die Schiene und die Einbeziehung touristischer Aspekte, wie die Anbindung des Kurstandorts Bad Schmiedeberg. Gleichzeitig sollte mit einem deutlich verringerten Fahrtenangebot der Zuschussbedarf des Landes gesenkt werden. 2010 übernahm der Landkreis die Aufgabenträgerschaft, die Kosten von 1 Mio. Euro jährlich wurden zu 100 Prozent vom Land pauschal erstattet.

Für die Zeit nach 2014 war über die Fortsetzung des Projekts zu entscheiden. Eine gemeinsame Auswertung des Landkreises, des beauftragten Unternehmens und des Landes zeigte, dass die Erwartungen an das Projekt beim Schülerverkehr erfüllt wurden und die durchschnittliche Besetzung der Züge stieg. Allerdings ist, abgesehen von den Schülern, also insbesondere in den Ferien und am Wochenende, die Besetzung der Züge sehr gering und entspricht nicht dem vergleichsweise teuren Einsatz der Eisenbahn als Massenverkehrsmittel. Aufgrund notwendiger Investitionen in die Infrastruktur war eine Fortsetzung des Projekts nur mit einer Laufzeit bis mindestens 2018 möglich. Bei ausreichender Finanzierungssicherheit des Landes war dies wegen des Erfolgs im Schülerverkehr vorgesehen, um auch für die anderen Kundengruppen Perspektiven zu entwickeln. Die nötige Finanzierungssicherheit ist aber aufgrund der Haushaltslage nicht gegeben. Daran konnten auch Anstrengungen der Vetter GmbH als Betreiber der Züge und der Deutschen Regionaleisenbahn GmbH als Betreiber der Infrastruktur für eine weitere Reduzierung des Zuschussbedarfs nichts ändern.

Klostermansfeld – Wippra („Wipperliese“)
Die als „Wipperliese“ mit der Region Mansfelder Land / Unterharz eng verbundene Eisenbahn Klostermansfeld – Wippra wurde in den vergangenen Jahren vor allem vom Schülerverkehr zu den Sekundarschulen in Mansfeld und Benndorf getragen. Der Landkreis hatte sich in den 2000er Jahren dafür vorbildlich engagiert und der Strecke so eine mittelfristige Perspektive gegeben. Ebenso engagierte sich die örtliche Kreisbahn Mansfelder Land (KML), die auf der Strecke als Subunternehmer der DB Regio AG tätig ist. Inzwischen sind jedoch die Schülerbeförderungszahlen und damit auch die Gesamtnachfrage auf der Strecke seit Mitte der 2000er Jahre um mehr als die Hälfte zurückgegangen.

Da die Strecke keine Perspektive für eine verbesserte Nachfrageentwicklung hat, ist eine weitere Bestellung von SPNV-Leistungen über das Jahr 2015 hinaus nicht vertretbar. Anlass für die vorzeitige Umstellung zum 13.04.2015 ist die Ankündigung einer 7-monatigen Streckensperrung seitens der DB Netz AG wegen der sonst notwendigen Sanierung dreier Brücken zwischen Vatterode und Biesenrode ab diesem Zeitpunkt.

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