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Elektronische Stellwerke haben für die DB AG eine wachsende Bedeutung

Bahn investiert bis 2019 in NRW rund 660 Millionen Euro in die neue Stellwerkstechnik

Elektronisches Stellwerk.

Düsseldorf, 14.09.2014 (BA/gm)
Die Deutsche Bahn AG macht ihre Infrastruktur fit für die Zukunft. Das vorhandene Schienennetz wird saniert und optimiert und die Leistung und Effizienz durch digitale Leit- und Sicherungstechnik gesteigert. Insbesondere durch den Bau moderner elektronischer Stellwerke (ESTW) wird die Wirtschaftlichkeit der Betriebsführung deutlich verbessert. Bis 2019 investiert die Bahn in NRW 660 Millionen Euro (577 Mio. € für das sogenannte Fern- und Ballungsnetz und 83 Mio.€ für die Regionalnetze) in diese neue Stellwerkstechnik.

In der Frühzeit der Eisenbahn wurden die Signale und Weichen zunächst örtlich gestellt. Mit zunehmender Dichte des Streckennetzes und des Zugverkehrs wurde es jedoch schon bald notwendig, die Bedieneinrichtungen für Weichen und Signale in Zentralapparaten, wie die Stelleinrichtungen vor 100 Jahren genannt wurden, zusammenzufassen. Aus den Zentralapparaten wurden dann Stellwerke.

In Abhängigkeit von der technischen Entwicklung sind im Laufe der Zeit verschiedene Stellwerksbauformen entstanden. Bereits 1856 erfindet der Engländer Saxby eine mechanische Abhängigkeit zwischen Weichen und Signalen. Damit wird verhindert, dass ein Signal bei falscher Weichenlage auf Fahrt gestellt werden kann. Ab 1860 bauten die Engländer Saxby und Farmer die ersten mechanischen Stellwerke dieser Bauart, die auch in Deutschland hergestellt wurden. An diesem ersten mechanischen Stellwerk wurden in den Folgejahren zahlreiche Um- und Neukonstruktionen vorgenommen, bis die Entwicklung schließlich 1911 im mechanischen Einheitsstellwerk ihren Abschluss fand. Der 1. Weltkrieg verzögerte jedoch die offizielle Einführung der Einheitsbauform bis 1928.

Die Umstellung der Weichen und Signale erfolgt beim mechanischen Stellwerk durch einen Doppeldrahtzug. Die maximale Stellentfernung beträgt bei Weichen 400 Meter (Spezialfälle bis 800 Meter), bei Signalen 1.800 Meter.

Um die Menschen von der zum Teil schweren körperlichen Arbeit beim Stellen der Weichen und Signale zu entlasten und um die Bedienvorgänge zu beschleunigen, wurden elektromechanische Stellwerke entwickelt. Das Einreihenstellwerk in der Bauform von 1912 bewährte sich in der Praxis am besten. Es wurde daher im Jahre 1943 mit einigen geringfügigen Verbesserungen unter der Bauform E 43 zum Einheitsstellwerk erklärt. Weichen und Signale werden im elektromechanischen Stellwerk durch 136 Volt Gleichstrom aus einer ständig vom Netz gepufferten Batterie gestellt.

Nach dem zweiten Weltkrieg setzten sich dann immer mehr Gleisbildstellwerke als vollelektrische Relaisstellwerke durch. Vorläufer dieser Stellwerksgeneration waren so genannte Fahrschautafeln, Tischhebelwerke und das Patronenstellwerk. In den 20er Jahren wurde damit begonnen, Stellbereiche über die elektromechanischen Hebelwerke wirklichkeitsnah wiederzugeben. Später wurden Bedienungselemente integriert. Daraus entwickelte sich das Tischhebelwerk. Die Einweisungszeiten der Bediener konnten bei dieser Stellwerksform verkürzt werden, da die Lage der Fahrwegelemente aus dem Gleisbild hervorging. 1937 wurde das erste Patronenstellwerk mit auswechselbaren Bauteilen dem Betrieb übergeben. 1944 entstand das erste Gleisbildstellwerk in Birkenwerder bei Berlin als Versuchsausführung. Am 12.10.1948 wurde nach einer Montagezeit von nur 8 Wochen in Düsseldorf-Derendorf das erste Drucktasten-Stellwerk der Bauform VES in Betrieb genommen. Bis heute ist das Signalrelais noch das vorherrschende Bauelement in der Stellwerkstechnik.

Dass man moderne elektronische Bauteile in der Stellwerkstechnik zunächst nicht einsetzen konnte, lag an den Schwierigkeiten beim Nachweis der signaltechnischen Sicherheit komplexer elektronischer Schaltungen und an den in der Vergangenheit höheren Kosten elektronischer Lösungsvorschläge. Die anfänglichen Probleme mit elektronischen Bauelementen in der Stellwerkstechnik sind inzwischen längst behoben. Heute spielen moderne Elektronische Stellwerke für die Deutsche Bahn AG eine wachsende Rolle. Das erste Elektronische Stellwerk wurde am 1.4.1988 in Murnau in Betrieb genommen. In NRW wurden 1989 die ersten Prototypen eines Elektronischen Stellwerks in Overath und Detmold dem Betrieb übergeben.

Elektronische Stellwerke garantieren einen hohen Qualitätsstandard und große Leistungsfähigkeit. Anstelle von Bedienungshebeln und –knöpfen sind jetzt der Bedienstift, die Maus oder die Rollkugel das Arbeitsgerät des Fahrdienstleiters. Mit Hilfe dieser Arbeitsgeräte kann er sein Stellwerk einfach, schnell und sicher steuern. Zwecks genauer Kontrolle erscheinen alle über die Tastatur eingegebenen Zeichen auf einem Kommunikationsanzeigemonitor. Über Bereichsübersichtsmonitore erhält der Fahrdienstleiter Informationen über den aktuellen Betriebszustand. Für sicherheitsrelevante Bedienhandlungen, für die er weitere Detailinformationen benötigt, steht ihm ein Lupenbildmonitor zur Verfügung.

Informationen zur Inbetriebnahme des elektronischen Stellwerks in Duisburg Hbf finden Sie hier.

ESTW in Nordrhein-Westfalen

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