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Stadtbahnausbaukonzept in Braunschweig

Verwaltung schlägt sechs Korridore zur weiteren Prüfung vor • Leuer: Regionale Einbindung wichtig

Braunschweig, 28.11.2014 (BA/gm)
Die Stadtverwaltung von Braunschweig schlägt dem Rat zur Sitzung am 16. Dezember 2014 vor, folgende sechs mögliche Stadtbahnkorridore auf ihre Wirtschaftlichkeit und die Fördermöglichkeiten detailliert zu prüfen: Die sogenannte Campusbahn (Nördliches Ringgebiet – Querum) und Westliche Innenstadtstrecke, die Strecken Salzdahlumer Straße – Heidberg, Helmstedter Straße – Lindenberg – Südstadt – Mascherode, die Route Radeklint – Rudolfplatz – Lehndorf – Kanzlerfeld und außerdem die Verlängerung der M3 nach Volkmarode-Nord.

Dies ist das Ergebnis der zweiten Bearbeitungsstufe des Stadtbahnausbaukonzepts, für das in einem ersten Schritt im vergangenen Jahr rund 50 Anregungen mit 220 Einzelvorschlägen für mögliche künftige Strecken aus der Öffentlichkeit eingegangen und von der Verwaltung auf ihre grundsätzliche Eignung geprüft worden waren. Danach hatte die Verwaltung neun Korridore, für die sich die besten Kennwerte ergeben hatten, in einem zweiten Schritt näher untersucht. Daraus haben sich jetzt fünf Korridore ergeben, zuzüglich der Verlängerung in Volkmarode, für die die Verkehrs-GmbH schon 2012 entsprechende Voruntersuchungen durchgeführt hat. Die Verwaltung hält diese Trassen für realisierungswürdig, sofern die wirtschaftlichen und förderrechtlichen Voraussetzungen erfüllt werden.

Die Finanzierung des bisherigen Stadtbahnausbaus erfolgte zu einem erheblichen Teil durch Bundes- und Landeszuschüsse. Üblicherweise werden bis zu 75 Prozent der förderfähigen Kosten für Stadtbahnprojekte gefördert. Sofern der Rat den Empfehlungen der Verwaltung folgt, beabsichtigt diese, in 2015 gemeinsam mit der Verkehrs-GmbH, einem Fachbüro und ggf. weiteren Beteiligten für das Stadtbahnausbaukonzept eine Bewertung nach der Methodik der Standardisierten Bewertung durchzuführen, um unter wirtschaftlichen Aspekten eine abschließende Reihenfolge der Teilprojekte zu ermitteln und für die betrachteten Korridore die jeweils wirtschaftlichste Trasse zu bestimmen. Auch mit dem Land hat es bereits erste Kontakte gegeben. Ziel ist eine Vereinbarung über die Förderung.

Stadtbaurat Heinz Leuer betonte, der angestrebte Ratsbeschluss sei noch keine Entscheidung, eine der genannten Strecken tatsächlich zu bauen. Darüber entscheide der Rat erneut, wenn die jetzt angeschobenen Untersuchungen konkrete Ergebnisse gebracht hätten. „Wir haben jetzt mögliche Strecken ausgewählt, von denen wir meinen, dass sie umsetzbar wären, und für die es unserer Einschätzung nach einen Bedarf gibt, die also wirtschaftlich sein könnten. Ob diese Korridore dann am Ende tatsächlich zum Bau vorgeschlagen werden und gegebenenfalls mit welchem Verlauf und welcher Länge, ist noch offen. Dies ist ein längerfristiger Prozess, zumal wir vermutlich ohnehin nicht mehrere Strecken zugleich bauen würden. Planung, Entscheidung und mögliche Umsetzung des jetzt angestoßenen Prozesses sind eine Sache von einer, wenn nicht von zwei Dekaden.“ Ganz maßgeblich hänge diese Entwicklung von der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung und der Finanzierbarkeit ab, deren Ergebnisse die Verwaltung im nächsten Jahr vorlegen möchte, und natürlich von den Prioritäten, die der Rat dann setze.

Leuer betonte, das Stadtbahnausbaukonzept werde kontinuierlich mit der Verkehrs-GmbH und dem Zweckverband Großraum Braunschweig abgestimmt. Es sei entscheidend, dass städtischer und regionaler ÖPNV gut aufeinander abgestimmt seien, insbesondere mit Blick auf die Pendler in der Region. Der Zugang zu überörtlichem ÖPNV, Regionalbussen und –bahnen, müsse vom Netz in der Stadt Braunschweig weiter gut ermöglicht werden.

Die sogenannte Campusbahn habe ein hohes Potential. Sie verbinde die drei großen TU-Standorte und erschließe viele schon gebaute und geplante Baugebiete im Nördlichen Ringgebiet und in Querum. Damit verbunden werden könnte die westliche Innenstadtstrecke, nach jetzigem Planungsstand über Gördelinger-/Brabandtstraße, die den Bohlweg entlasten könnte, die Erschließung der westlichen Innenstadt verbessern und zu mehr Flexibilität bei Sondersituationen wie Baumaßnahmen, Karneval oder Nachtlauf führen würde.

Weiterhin wird die Strecke Salzdahlumer Straße bis Heidberg vorgeschlagen, allerdings ohne Führung durch die Südstadt, da dort aus baulichen Gründen die Vorteile einer Stadtbahn nicht zum Tragen kämen. Der Bereich Südstadt/Rautheim/Mascherode könnte besser durch den dritten vorgeschlagenen Korridor von der Helmstedter Straße aus als Verlängerung der M 4 gelingen, wobei die Verwaltung eine Führung nach Mascherode für günstiger hält als nach Rautheim. Mit dieser Strecke würde auch der Bereich Lindenbergsiedlung/Roselies, ggf. mit neuem Baugebiet auf der ehemaligen Heinrich-der–Löwe-Kaserne, besser erschlossen.

Eine weitere vorgeschlagene Trasse ist die Verlängerung der M 4 nach Nordwesten, vom Radeklint nach Lehndorf, und dann nach Kanzlerfeld oder Lamme. Unter den zwei möglichen Führungen nach Lamme einerseits und zum Kanzlerfeld andererseits erscheine der zum Kanzlerfeld wirtschaftlicher und eine Endhaltestelle im Kanzlerfeld sei günstiger für den weiter anschließenden Busverkehr, so die Verwaltung. Die Weiterführung vom Kanzlerfeld nach Watenbüttel ist aus baulichen Gründen schwierig, die Erschließung Watenbüttels gelinge nur zum Teil. Deshalb wird eine Weiterführung nach Watenbüttel nicht vorgeschlagen.

Für die Weiterführung der M3 nach Volkmarode-Nord liegt eine standardisierte Bewertung bereits vor. Die Wirtschaftlichkeit konnte nicht nachgewiesen werden. Die Verwaltung schlägt vor zu prüfen, ob diese Strecke bei einer stärkeren Betrachtung ihrer Funktion im Gesamtnetz oder bei veränderten betrieblichen Rahmenbedingungen bessere wirtschaftliche Ergebnisse liefern könnte als bei der bisher erfolgten Einzelbetrachtung.

Nicht vorgeschlagen hat die Verwaltung die Strecke Westliches Ringgebiet über den Madamenweg, da die baulichen Bedingungen und der enge Straßenraum eher für Busse als für eine Stadtbahn sprechen. Beim Korridor nach Ölper hat der nördliche Abschnitt nur ein geringes Potential, der südliche Abschnitt wird teilweise bereits durch die Strecke nach Lehndorf abgedeckt. Die Erschließung von Querum über Gliesmarode wird ebenfalls nicht vorgeschlagen, da die Erschließung Querums über die Campusbahn günstiger erscheint.

Leuer betonte, dass es bezüglich der sechs vorgeschlagenen Korridore keine Vorfestlegung auf den Streckenverlauf gebe. Dies sei Teil der Untersuchung. Frühestens Ende 2015 werde die Verwaltung voraussichtlich dem Rat einen ersten Vorschlag zur konkreten Umsetzung einzelner Trassen machen können.

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