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Blitzlicht für mehr Sicherheit an Bahnübergängen

Braunschweig, 14.06.2015 (BA/gm)

Blitzlicht für mehr Sicherheit an Bahnübergängen.

Unfälle an Bahnübergängen haben meist schwerwiegende Folgen. Etwa jeder vierte Unfall endet tödlich. Besonders an unbeschrankten Bahnübergängen ist die Unfallgefahr sehr hoch. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat deshalb ein System entwickelt, das die Aufmerksamkeit der Autofahrer an diesen sogenannten nicht-technisch gesicherten Bahnübergängen erhöhen und das Unfallrisiko minimieren soll.

Allein im Netz der Deutschen Bahn gibt es In Deutschland derzeit 18.117 Bahnübergänge. Weniger als die Hälfte davon sind technisch nicht gesichert. Hier kennzeichnet lediglich ein Andreaskreuz den Vorrang der Schienenfahrzeuge. Etwa 95 Prozent aller Unfälle an Bahnübergängen sind auf ein Fehlverhalten der Straßenverkehrsteilnehmer zurückzuführen. Unkenntnis, Unaufmerksamkeit und Leichtsinn sind die Hauptgründe für Kollisionen. Forschungsergebnisse des DLR-Instituts für Verkehrssystemtechnik haben gezeigt, dass ein Großteil der Straßenverkehrsteilnehmer an Bahnübergängen nicht nach einem sich nähernden Zug schaut. Mit einem System zur Blicklenkung – dem PeriLight System – haben die Forscher des DLR eine technische Ergänzung zu den bisherigen Sicherungen an unbeschrankten Bahnübergängen entwickelt. Autofahrer sollen durch PeriLight dazu veranlasst werden, nach links und rechts zu schauen, um so einen herannahenden Zug rechtzeitig wahrzunehmen und zu bremsen.

Instinktiv richtig handeln
PeriLight ist eine LED-Blitzlichtquelle, die neben den Gleisen, etwa 40 bis 60 Meter links und rechts vom Bahnübergang angeordnet ist. Passiert der Autofahrer einen Sensor, der sich circa 60- bis -80 Meter vor dem Bahnübergang befindet, wird PeriLight automatisch ausgelöst. Das Licht pulsiert zehnmal im Wechsel mit weiß und pink – zuerst links und eine Sekunde später rechts – und zieht dadurch die Aufmerksamkeit des Verkehrsteilnehmers auf sich. „Unser System macht sich automatische Prozesse der visuellen menschlichen Informationsverarbeitung zunutze“, erklärt Jan Grippenkoven, DLR-Projektverantwortlicher. „Durch das pulsierende Licht im peripheren Gesichtsfeld wird die visuelle Aufmerksamkeit des Straßenverkehrsteilnehmers automatisch in Richtung der Lichtquelle gezogen.“ Das korrekte Verhalten am Bahnübergang wird demnach instinktiv ausgelöst, auch wenn der Straßenverkehrsteilnehmer eigentlich eine mangelhafte Kenntnis der Bedeutung der Bahnübergangsbeschilderung hat.

Kleines System, große Wirkung
In vielen Ländern wird nach einer Serie von Bahnübergangsunfällen versucht, durch Informationskampagnen ein Bewusstsein für das richtige Verhalten an Bahnübergängen unter der Bevölkerung zu erzeugen. Ein Erfolg konnte bislang für keine Kampagne nachgewiesen werden. „Mit PeriLight haben wir jetzt ein System entwickelt, mit dem wir den Unfallverursacher Nummer eins – den Straßenverkehrsteilnehmer – dazu bringen können, sich automatisch richtig zu verhalten“, erklärt Prof. Dr. Karsten Lemmer, Leiter des Instituts für Verkehrssystemtechnik.

Die Nachrüstung mit technischen Systemen zur Sicherung von Bahnübergängen ist generell sehr kostspielig und erfordert eine Einbindung der Systeme in die schienenseitige Infrastruktur. PeriLight wird nicht durch den Zug, sondern durch den Straßenverkehrsteilnehmer ausgelöst. Als Zusatzsystem, das unabhängig von der bahnseitigen Infrastruktur funktioniert, ist PeriLight weitaus kostengünstiger als alle existierenden technischen Sicherungssysteme, die an kritischen unbeschrankten Bahnübergängen nachgerüstet werden könnten.

PeriLight geht aus dem vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) geförderten Projekt OptiSILK (Optimierung der Verkehrssicherheit und -Leistung an Kreuzungen verschiedener Verkehre) hervor. Am 21. Mai 2015 fand die Abschlussveranstaltung beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Braunschweig statt. In OptiSiLK hat das DLR neuartige Methoden, Techniken und Werkzeuge zur Optimierung der Sicherheit und Leistungsfähigkeit an Schnittstellen unterschiedlicher Verkehrsträger erarbeitet. Im Fokus steht dabei die Nutzung hochgenauer Daten über das Verhalten einzelner Verkehrsteilnehmer zur Entwicklung und Implementierung von Assistenz- und Sicherheitskonzepten an Kreuzungspunkten verschiedener Verkehre. Hierbei wurden sowohl Straßenkreuzungen als auch Bahnübergänge betrachtet. Das Projekt OptiSiLK optimiert damit auch die Forschungsmöglichkeiten mit der Anwendungsplattform Intelligente Mobilität (AIM).

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