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DB-Angebot: Initiative für besonders belastete Mitarbeiter

GDL-Vorschläge führen zu 4-Tage-Woche • Gesamtvolumen über 26 Prozent nicht finanzierbar • Mehrheit des Zugpersonals 2016 keine neuen Überstunden

Berlin, 25.10.2016 (BA/gm)
Im zweiten Verhandlungstermin mit der GDL hat die Deutsche Bahn ein Angebot vorgelegt. Dabei geht es um Arbeitszeit-Initiativen für besonders belastete Mitarbeiter in bestimmten Regionen. „Ich bin froh, dass wir gute Regeln zur Arbeitszeit haben. In einzelnen Bereichen wollen wir aber mehr tun. Dort sind wir bereit auszuprobieren, was möglich ist“, sagte DB-Personalvorstand Ulrich Weber. 

Eine Überprüfung der 25 GDL-Forderungen hat bestätigt, dass ihre Umsetzung im Bahnbetrieb praktisch zu einer 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich führen würde. Weber: „Unser Arbeitszeitsystem würde zu einem starren Korsett, so dass niemand seine vertraglich vereinbarte Arbeitszeit von 39 Stunden erfüllen könnte. Dies hätte spürbare Auswirkungen auf den Bahnbetrieb und damit auf unsere Kunden.“ Auch jeder neu eingestellte Mitarbeiter könnte seine vertraglich vereinbarte 5-Tage-Woche nicht abliefern. Die Forderungen hätten erhebliche Wechselwirkungen und die DB könnte die Kundennachfrage vor allem am Wochenende nicht bedienen, so das Ergebnis der DB-Simulation in den Geschäftsfeldern.

Die DB weist darauf hin, dass die Dienstplangestaltung nicht an den Verhandlungstisch, sondern in die Hände der betrieblichen Mitbestimmung gehöre: „Wer bei der DB arbeitet, weiß, dass wir gute Arbeitsbedingungen haben. Jeder kann sicher sein, dass wir Arbeiten bei der Bahn dort, wo es sinnvoll und notwendig ist, besser machen“, so Weber.

Drei Viertel des Zugpersonals hat in diesem Jahr bisher keine oder so gut wie keine neuen Überstunden gemacht (rd. 56 Prozent keine, 17 Prozent rd. zwei Stunden im Monat). Zum Abbau der Überstunden hat die DB mehr Personal eingesetzt. Im Vergleich zur Eisenbahnverkehrsbranche habe die DB bereits die besten und weitreichendsten Arbeitszeitregelungen, so Weber. Auch deshalb müsse es um mehr Selbstbestimmung der Mitarbeiter gehen und nicht um Überregulierung.

Die DB schlägt vor, in ausgewählten Betrieben mit besonderer Belastung Arbeitszeitmodelle zu erproben, die zu den unterschiedlichen Geschäften der DB passen und ausreichend Luft für die Belange der Mitarbeiter lassen. Ziel der DB-Vorschläge ist es, in diesen Bereichen mehr Planbarkeit und mehr Verlässlichkeit im Schichtdienst und gleichzeitig mehr Spielräume für individuelle Mitarbeiterwünsche zu erreichen. Mehr Selbstbestimmung bei der eigenen Arbeitszeit erhöht laut unabhängigen wissenschaftlichen Studien die Zufriedenheit des Einzelnen.

Die DB lehnt die tariflichen Forderungen der GDL nicht nur ab, weil diese erhebliche betriebliche Auswirkungen hätten. Vielmehr ist das Gesamtvolumen nicht finanzierbar. Insgesamt summieren sich die 25 Forderungen zu Arbeitszeitregelungen auf über 20 Prozent. Dazu kommen über sechs Prozent Entgelterhöhung und Veränderungen der Tabellenstruktur.

Einzelheiten zum DB-Maßnahmenpaket
Die Initiative soll bereits laufende Programme ergänzen. Die Maßnahmen werden dem Vorschlag zufolge in ausgewählten Bereichen umgesetzt und erprobt, in denen die Belastung von Mitarbeitern des Zugpersonals im Schicht- und Nachtdienst besonders hoch ist. Zu dem Maßnahmenpaket gehören alternative Arbeitszeitmodelle, um die Planbarkeit von Einsatz- und Ruhezeiten gezielt zu verbessern. Geplant ist beispielsweise, mehr Schichtfenster im Güterverkehr zu erproben oder vor und nach Schichtbeginn im Nahverkehr. Im Schienengüterverkehr kommt es z.B. aufgrund von kurzfristigen Aufträgen zu Änderungen der Einsatzplanung. Durch Schichtfenster wissen Mitarbeiter Wochen im Voraus, dass ihre Schicht in einem bestimmten Fenster z.B. zwischen 6 und 20 Uhr liegt. Kurzfristig erfahren sie, wann genau in diesem Fenster ihre kürzere Schicht beginnt und endet. Der Anreiz für freiwilliges Arbeiten außerhalb des Wohnorts soll darüber hinaus erhöht und die Freizeitphase danach verlängert werden. Zum Maßnahmenbündel zählen auch zusätzliche Gesundheitsmaßnahmen für Schichtarbeiter sowie verbesserte IT-Systeme wie elektronische Schichttauschbörsen, um Mitarbeitern besser Wunsch-Schichten ermöglichen zu können. Nach erfolgreicher Erprobung werden die Modelle für alle anwendbar sein.

Hohe tarifvertragliche Regelungsdichte – fünf Schichten pro Woche
Es gibt für die DB-Beschäftigten im Eisenbahnbetrieb aktuell jeweils rund 30 tarifvertragliche Regelungen zur Schichtplangestaltung, davon bereits 8 nur zu Ruhetagen. Grundsätzlich gilt, dass auch das Schichtpersonal bei der DB im Durchschnitt nicht mehr als fünf Schichten pro Woche leisten muss.

Zudem fordert die DB die Tarifpartner auf, an einem Strang zu ziehen, wenn es um die Verbesserung des Arbeitgeberimages geht. Weber: „Besser gemeinsam daran arbeiten, als den eigenen Arbeitgeber unnötigerweise herunterzureden und Unternehmen und damit Mitarbeitern zu schaden.“

Die nächsten Verhandlungen mit der GDL finden am 11., am 17./18. und am 28. November 2016 statt.

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