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Damit der Traum vom Lokomotivführer kein Traum bleibt

Frankfurt a. M., 31.01.2018 (BA/gm)
Immer mehr Züge fallen aus, weil Lokomotivführer fehlen. Händeringend suchen die Eisenbahnverkehrs-unternehmen und Personaldienstleister Nachwuchs. Mehr als 1.200 der rund 29.000 Lokomotivführer fehlen auf deutschen Schienen. Der Arbeitsmarkt ist nach jahrzehntelangem Personalabbau und mangelnder Ausbildung bei der Deutschen Bahn (DB) leergefegt und das Problem wird größer. Das Durchschnittsalter der Lokomotivführer bei der DB liegt schon bei fast 50 Jahren. In den kommenden Jahren gehen somit zahlreiche Lokomotivführer in den Ruhestand. 

Zwar ist Lokomotivführer immer noch ein Traumberuf vieler Jungen, werden sie jedoch größer, ändert sich das.

Dafür gibt es vier Hauptgründe:

  • Unregelmäßiger Schichtdienst
    Ein Problem ist der unregelmäßige Schichtdienst. Wegen des Personalmangels und auch wegen mangelnder Planung kommt hinzu, dass Lokomotivführer zum Schichtende oftmals noch nicht wissen, ob sie am nächsten Morgen Züge führen oder nicht. „Wir haben zwar mit ‚mehr Plan, mehr Leben‘ die Schichtplanung gerade deutlich verbessert, dennoch kommt es immer noch zum kurzfristigen Diensteinsatz“, so Weselsky und er fordert: „Das muss noch besser werden, damit Freizeit und ehrenamtliches Engagement besser zu planen sind.“
  • Fehlende Wertschätzung
    Viele Väter raten ihren Kindern inzwischen vom Beruf des Lokomotivführers ab, weil sie zu wenig Wertschätzung erfahren. Selbst ernannte Experten behaupten, dass zum Fahren ja nur der Hebel nach vorne gedrückt werden müsse. Weselsky: „Das trifft ‚die Kapitäne der Schiene‘ besonders hart. Sie tragen schließlich die Verantwortung für Fahrgäste und Güter rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche.“
  • Unrealistische Prognosen zum autonomen Fahren
    Hinzu kommen Aussagen des Bahnvorstands zum baldigen autonomen Fahren. Schon Ex-Bahn-Chef Rüdiger Grube behauptete: Züge würden 2021 ohne Lokomotivführer fahren. Wie soll sich da ein junger Mensch noch für den Beruf des Lokomotivführers entscheiden? Diese Prognose ist übrigens schon längst wieder in der Schublade verschwunden. Lokomotivführer werden in unserem offenen Schienensystem mit vielen Hindernissen, die individuellen Entscheidungen verlangen, noch lange gebraucht. Auch aus wirtschaftlichen Gründen ist es Unsinn, den Lokomotivführer zu ersetzen: Ein einziger Lokomotivführer transportiert schließlich 500 Fahrgäste oder 2 000 Tonnen Fracht. Die Kosten für die Automatisierung mit der ganzen Sicherung betragen ein Vielfaches.
  • Teure Wohnungen in Ballungszentren
    Der Lokführermangel ist in den Ballungszentren am größten. Zwar hat die GDL das Entgelt für Lokomotivführer im Durchschnitt auf 3.000 Euro erhöht, in München sind damit viele Wohnungen immer noch unerschwinglich. Deshalb wird die GDL auch weiterhin an ihrer schon 2016 erhobenen Forderung festhalten. Sie wird mit einer Ortszulage entsprechend gegensteuern und diesen sozialen Aspekt in der nächsten Tarifrunde in den Vordergrund rücken.

Entgelt- und Arbeitsbedingungen müssen stimmen
Die DB hat gerade erklärt, dass sie 1.000 Lokomotivführer/-Azubi einstellen will. Weselsky „Das ist ein erster Schritt. Langfristig wird es aber nur dann genügend Lokomotivführer geben, wenn die Entgelt- und Arbeitsbedingungen und insbesondere die Wertschätzung stimmen.“ Dafür kämpft die GDL. Weselsky: „Dazu gehört auch ein Schlussstrich unter die unsägliche Debatte, wann wir vollautomatisch fahren und damit den Beruf des Lokomotivführers in Frage stellen! Dann wird der Traum des Jungen vom Lokomotivführer auch wieder geträumt und in der Wirklichkeit können die dringend benötigten Lokomotivführer wieder eingestellt werden.“

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