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Sachsen-Anhalt bringt Kompetenz auf die Schiene

Magdeburg, 22.08.2018 (BA/gm)
Sachsen-Anhalt etabliert sich als Kompetenzzentrum für den Schienenverkehr. Hier finden sich unter anderem Europas modernster Rangierbahnhof und Deutschlands modernstes Lokprüfzentrum.

Es sind auch zahlreiche Traditionsunternehmen, die Sachsen-Anhalt zur Drehscheibe für Transport und Logistik machen. Dazu gehören beispielsweise, die älteste noch produzierende Waggonbaufabrik Deutschlands und mit der Dessauer Railistics ein Global Player für die Fachberatung im internationalen Eisenbahnverkehr. 

„Oh, welche Großtat des Geistes ist doch diese Erfindung! Man fühlt sich so mächtig wie ein Zauberer der alten Zeit!“, wird der dänische Dichter Hans Christian Andersen zitiert, nachdem er am 10. November 1840 in Magdeburg erstmals in seinem Leben in einen Zug gestiegen war. Die aufstrebende Industriestadt hatte schon seit 1838 einen eigenen Bahnhof, der damals noch an der Elbe lag.

Und auch heute werden auf Sachsen-Anhalts Schienen wieder Geschichten geschrieben. Denn für den Schienengüterverkehr in Mitteldeutschland hat eine neue Zeitrechnung begonnen, als im Sommer 2018 die Deutsche Bahn die Zugbildungsanlage (ZBA) Halle-Nord in Betrieb genommen hat. Damit ist im südlichen Sachsen-Anhalt eines der größten Frachtdrehkreuze Deutschlands entstanden. Gut 42 Kilometer Gleis mit 133 Weichen und insgesamt 75.000 Schwellen wurden verlegt, fast 10.000 Tonnen Stahl sind auf den 260.000 Quadratmetern Fläche verbaut worden. Sachsen-Anhalt verfügt damit über die modernste Zugbildungsanlage Europas. Bis zu 2.400 Güterwaggons pro Tag können hier zu bis zu 650 Meter langen Zügen zusammengestellt werden.

Die Güterverkehrsströme fließen von hier aus nach Südost-Europa. Die Fracht rollt in Richtung Norden nach Magdeburg oder Berlin und gen Süden nach Leipzig oder Erfurt und kann von dort in andere Städte Europas und der Welt weitergeleitet werden. Halle soll die zentrale Verteilungsanlage für Güter nach Fernost werden – bis nach China. Mit der Zugbildungsanlage Halle-Nord gehört Halle (Saale) nun in Europa zu den wichtigsten Knotenpunkten Europas im Schienengüterverkehr.

Die Zugbildungsanlage ist Teil der rund 800 Millionen Euro teuren Modernisierung des Eisenbahnknotens Halle, der an das „Verkehrsprojekt Deutsche Einheit 8“ angebunden ist: Mit der Inbetriebnahme der ICE-Schnelltrasse Berlin-Nürnberg im Dezember 2017 ist die Stadt Halle zu einem wichtigen ICE-Bahnhof vor allem für die schnellen Sprinter-Verbindungen geworden. Die Fahrzeit zum Beispiel von Halle nach München beträgt nur noch 2:45 Stunden. Zu den bereits zwei verkehrenden ICE-Sprintern will die Bahn ab Dezember 2018 zwei weitere zwischen Nürnberg und Berlin einsetzen. Die neueste Zuggeneration, der ICE 4, soll dann hier zum Einsatz kommen.

Bevor die ICE 4 auf die Schiene kommen, werden einige von ihnen in der MSG Waggonbau Ammendorf in Halle (Saale) auf den neuen Stand der Technik gebracht. Das Unternehmen mit seiner mehr als 120-jährigen Geschichte stand nach der Übernahme durch die kanadische Firma Bombardier Transportation und der Schließung des Werkes 2005 vor dem Aus. Der Neustart gelang kurze Zeit später, und heute ist das hallesche Werk die älteste noch produzierende Waggonbaufabrik in Deutschland. Dabei liegt der Schwerpunkt der Arbeiten auf der Instandhaltung von Fahrzeugen und der Fertigung von Maschinen und Fahrzeugkomponenten. Dass die neue ICE-Flotte hier fitgemacht wird, hat seinen Grund: Es gibt nicht mehr viele Firmen in Deutschland, die dafür die Kapazitäten und technischen Voraussetzungen haben. Etwa die 180 Meter langen Gleise in der Halle, die Zughebezeuge oder die Lackiererei. Und natürlich das Know-How und die Erfahrung der 175 Mitarbeiter.

Im sachsen-anhaltischen Dessau befindet sich das Fahrzeuginstandhaltungswerk mit dem modernsten Lokprüfzentrum Europas. 1.500 Quadratmeter Fläche, vier Gleise und acht Arbeitsstände umfasst es. Alle vier europäischen Stromsysteme, und damit alle Lokomotiven, die auf den europäischen Schienen unterwegs sind, können hier geprüft werden. Das Werk Dessau gehört zur DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH, einem Netzwerk von 13 Fahrzeuginstandhaltungs-Standorten deutschlandweit.

Ebenfalls in Dessau ansässig ist das Unternehmen Railistics. Kaum bekannt, ist es doch ein Global Player bei der Fachberatung für internationalen Eisenbahnverkehr. Die Firma berät Bahnunternehmen, wenn neue Fahrzeuge gebraucht werden, übernimmt Fuhrparkbewertungen und dessen Controlling für Banken und Leasinggesellschaften oder hilft Unternehmen, günstige Verbindungen für Transporte weltweit zu finden. Zurzeit arbeitet Railistics beispielsweise an Großprojekten in Spanien und Saudi-Arabien. Bereits seit acht Jahren berät das Unternehmen die israelische Eisenbahn. Niederlassungen unterhält Railistics in Berlin, Wiesbaden und Tel Aviv, Dessau ist jedoch der umsatzstärkste Standort.

Sachsen-Anhalt punktet nicht nur im Güterverkehr, sondern auch im Public Transport. Seit 2010 ist hier die Nachfrage im öffentlichen Nahverkehr um mehr als zehn Prozent gestiegen. Das ist zum einen sicher Folge der positiven wirtschaftlichen Entwicklung im Land. Zum anderen aber auch Ergebnis kluger Planung: Als erstes Bundesland setzt Sachsen-Anhalt auf ein Bahn-Bus-Landesnetz, das die Nahverkehrszüge mit den landesbedeutsamen Busverbindungen effektiv verknüpft. Wie Wolfgang Ball, Pressesprecher der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (NASA), sagt, werde konsequent eine zweigleisige Strategie verfolgt: „Wo wenig Nachfrage besteht, haben wir unser Angebot an die Bedürfnisse angepasst, zum Beispiel durch Einsatz von Bus statt Bahn. Wo starke Nachfrage besteht, haben wir das Angebot erweitert um S-Bahn und schnelle Regionalexpresszüge.“

Die Mittel würden so nicht mit der Gießkanne verteilt, sondern konzentriert eingesetzt. Der Wagenpark wurde komplett erneuert, die Zahl der Kundenbetreuer wird kontinuierlich angehoben, immer mehr Nahverkehrszüge werden mit kostenlosen WLAN-Angeboten ausgestattet. Einen Beitrag zum Erfolg des Nahverkehrs leisten ebenso die Verbünde MDV (Mitteldeutscher Verkehrsverbund) und marego (Magdeburg und Umland). Durch die Inbetriebnahme der Schnellverbindung Berlin – München hat die Deutsche Bahn ihren Fernverkehr deutlich verbessert, so dass der ICE nun öfter in Halle (Saale) hält. Von dieser Vernetzung profitiert inzwischen der öffentliche Verkehr im ganzen Land.

Sachsen-Anhalt will dieses Know-How für alle Bereiche rund um die Schiene nun sichtbarer machen. Ob Infrastruktur, Zulieferung, Bahnbetrieb, Wartung oder Bauarbeiten – viele Unternehmen stehen für die wachsende Bedeutung des Landes als Drehscheibe für Transport und Logistik zwischen Ost und West – ganz wie zu Zeiten, als Hans Christian Andersen mit der Eisenbahn in Mitteldeutschland unterwegs war, das zu seinen liebsten Reisezielen gehörte. Seit 2017 erinnert übrigens eine Tafel an diese erste Bahnfahrt des dänischen Dichters – und die lange Bahntradition in Sachsen-Anhalt.

Vom 17. bis 21. September 2018 feiert Sachsen-Anhalt nun mit einem Landesgemeinschaftsstand Premiere auf der InnoTrans in Berlin. Sieben Unternehmen werden mit verkehrstechnischen Innovationen unter Beweis stellen, dass Sachsen-Anhalt sich nicht nur wegen seiner Lage als Zentrum im internationalen Schienenverkehr etabliert.

Mehr Informationen zu den Ausstellern am Landesgemeinschaftsstand Sachsen-Anhalt und der InnoTrans 2018 finden Sie im Internet.

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