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Westbahn: Offener Brief an Hans-Peter Haselsteiner

Droh-Emails des Westbahn-Vorstandes verletzen Regeln des guten Anstandes

Wien, 26.11.2018 (BA/gm)
Nach Bekanntwerden einer E-Mail von Westbahn-Vorstand Erich Forster an die Belegschaft, wo aufgefordert wird nicht am Warnstreik am heutigen Montag teilzunehmen, ist es aus Sicht der Gewerkschaft vida an der Zeit, dass auch Westbahn-Eigentümer Hans-Peter Haselsteiner zum unverschämten Vorgehens seines Managements Stellung nimmt. 

Nachfolgend der offene Brief im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Haselsteiner!

Wie Sie wissen verhandeln wir seit Monaten die Kollektivverträge der Eisenbahnbranche neu. Mitten in den Verhandlungen wurden die Arbeitszeitbestimmungen ohne Begutachtung und damit ohne einen vernünftigen und in Österreich üblichen Prozess der politischen Debatte ganz neu geregelt. Diese Vorgangsweise kann man getrost einen politischen Überfall nennen.

Daher mussten die Verhandlungen unterbrochen werden, weil niemand sicher sagen konnte, wie sich diese überfallsartige Maßnahme auf die Menschen in Österreich auswirkt. Oftmals können Menschen in Branchen mit sehr flexiblen Arbeitszeiten nur deshalb tätig sein, weil es ihre Partner nicht müssen. Hat man Familien vor Augen, kann man die Auswirkungen von derart starken Eingriffen in das Leben der Menschen nicht allein aus einer Branche heraus beurteilen.

Das haben wir gemacht und mussten feststellen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Eisenbahnunternehmen sehr stark von dieser Maßnahme betroffen sind.

Als Sie vor einigen Jahren das Projekt WESTbahn starteten, standen sicherlich jene Werte ihrer Arbeit im Mittelpunkt, die sie zu einem der erfolgreichsten Unternehmer in Österreich gemacht haben. Dabei lässt sich Ihre humanistische und liberale Gesinnung sowohl in Ihren Taten, als auch in Ihren Worten als Politiker oder als kritischer Beobachter, immer wieder erkennen.

Um so mehr verwundert und erstaunt es uns, dass Ihr Geschäftsführer der WESTbahn Herr Forster nun mit Drohgebärden gegenüber Ihren Mitarbeitern absolut aus dem Rahmen fällt.

Es stimmt, dass auch die ÖBB versucht, mit derartigen Einschüchterungsversuchen die Belegschaft zu manipulieren. Das ist offensichtlich das neue Österreich. In sehr kurzer Zeit wurde in Österreich aus einer liberalen Demokratie in weiten Teilen ein Gebiet, auf dem wieder mehr das Recht des stärkeren zählt.

War es nicht Ihr Bestreben mit der WESTbahn zu zeigen, dass es ganz anders gehen kann? War es nicht der ernsthafte Versuch, sowohl den Kunden als auch die Mitarbeiter in den Mittelpunkt zu stellen? Wie geht das mit Droh-Emails Ihrer Geschäftsführung an Ihre Mitarbeiter zusammen?

Mit den Droh-Emails Ihres Geschäftsführers Forster wurden jedenfalls mehr als nur die Regeln des guten Anstands verletzt. Hier wird nach der goldenen Regel agiert, wer das Gold hat macht die Regeln. Heißen Sie das wirklich gut?

Versetzen Sie sich in die Rolle der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Ihres Unternehmen WEstbahn und überlegen Sie sich, wie eine solche Email Ihres Chef auf Sie wirken würde. Derartig widerwärtiges schafft ein Klima voll von Angst und Schrecken. Das muss nicht sein und dafür standen Sie nie.

Humanismus und Solidarität darf nicht nur ein Wort sein, diese Begriffe müssen mit Leben erfüllt werden. Darum fordern wir Sie auf, ihren Geschäftsführer Erich Forster zurechtzuweisen und gegenüber Ihren Mitarbeitern festzuhalten, dass humanistische Grundwerte anders aussehen und sie keine Angst haben brauchen, wenn sie für ihre Rechte einstehen!

Die Belegschaft hat sich eine derartige unverschämte Vorgehensweise des WESTbahn Managments vor allem zu Beginn der Adventszeit nicht verdient.

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