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Wesentlich größerer Nutzen der Eisenbahnen für Energie und Umwelt

Veröffentlichung des Berichtes „The Future of Rail“ (Die Zukunft der Eisenbahn) der IEA in Neu-Delhi im Beisein des internationalen Eisenbahnverbandes UIC • Zentrales Thema des Berichts ist Indien, wo die Schiene das wichtigste Verkehrsmittel ist

Neu-Delhi, 06.02.2019 (BA/gm)
Die Eisenbahn gehört zu den energieeffizientesten Verkehrsmitteln für Personen und Güter, kommt jedoch in der öffentlichen Debatte oft zu kurz. Das besagt eine neue Studie der Internationalen Energieagentur (IEA), die in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Eisenbahnverband (UIC) vorbereitet wurde.

Die UIC hat 2018 aktiv an der Erstellung des Berichts „The Future of Rail“ mitgearbeitet und hat im September 2018 in Paris einen erfolgreichen Workshop zur Fertigstellung dieses Berichtes organisiert. 

The Future of Rail ist der neueste Bericht in einer Serie der IEA, die die „Blind Spots“ im Energiesystem beleuchtet, womit Themen gemeint sind, denen politische Entscheidungsträger mehr Aufmerksamkeit widmen sollten. Er wurde heute vom IEA-Direktor, Dr. Fatih Birol, anlässlich einer Veranstaltung in Neu-Delhi unter Beisein des indischen Eisenbahnministers, Shri Piyush Goyal, der Öffentlichkeit vorgestellt.

Der Transportsektor stellt fast ein Drittel der Energieendnachfrage dar, fast zwei Drittel der Erdölnachfrage und fast ein Viertel der weltweiten Kohlendioxidemissionen durch Kraftstoffverbrennung. Deswegen ist es von grundlegender Bedeutung für das Erreichen der Energiewende, Veränderungen im Transport anzustreben. Obwohl 8% des Personenverkehrs und 7% des Güterverkehrs weltweit mit der Eisenbahn durchgeführt werden, stellt dies nur 2% der Energienachfrage im Transportbereich insgesamt dar und unterstreicht so die Effizienz der Eisenbahn.

Der Bahnsektor könne für den Energiebereich und die Umwelt von erheblichem Nutzen sein, sagte Dr. Fatih Birol. Durch die Diversifizierung der Energiequellen und eine effizientere Mobilität kann die Eisenbahn den Energieverbrauch im Verkehrsbereich und die Kohlendioxid- und lokalen Schadstoffemissionen reduzieren.

Für Jean-Pierre Loubinoux, UIC-Generaldirektor, war es aufgrund der erfolgreichen Zusammenarbeit 2018 zwischen UIC und IEA eine Ehre, als geladener Gast an dieser Veranstaltung teilzunehmen. In seiner Rede wies er darauf hin, dass es allgemein anerkannt sei, dass die Nachhaltigkeitsziele für den weltweiten Bahnsektor erreichbar seien: die Schiene als sicherstes Transportmittel, die Staus verringert, den Zugang zur Mobilität verbessert und mit den Eisenbahnunternehmen verantwortliche und attraktive Arbeitgeber stellt (die Eisenbahn ist in Indien der größte Arbeitgeber) sowie zu guter Letzt einen nur schwachen Einfluss auf Umwelt- und Klimawandel hat.

The Future of Rail enthält ein Basisszenario, in dem die Entwicklung der Eisenbahnen auf der Grundlage von angekündigten Maßnahmen, Vorschriften und Projekten für das Jahr 2050 projiziert wird. Der Bericht enthält ebenfalls ein Hochgeschwindigkeitsszenario, um den Nutzen bzgl. Energieverbrauch und Umwelt einer deutlicheren Verlagerung des Personen- und Güterverkehrs auf die Eisenbahn zu verdeutlichen. Auch wenn die Investitionen in das Hochgeschwindigkeitsszenario ca. 60% höher sind als in das Basisszenario, werden die verkehrsbedingten CO2-Emissionen Ende der dreißiger Jahres dieses Jahrhunderts einen Tiefstand erreichen, und die Luftverschmutzung und die Erdölnachfrage werden zurückgehen.

Jean-Pierre Loubinoux erklärte außerdem, dass der energische Einsatz der Schiene zu einem Tiefstand der verkehrsbedingten CO2-Emissionen führen könnte, wenn durch das Hochgeschwindigkeitsszenario die Kosten pro Personen- bzw. Tonnen-km verringert werden und sichergestellt wird, dass alle Verkehrsträger für die negativen Umweltfolgen zahlen, die sie verursachen (Verursacherprinzip). Dieses Szenario führt im Jahr 2050 zu einer Verringerung und Verlagerung von 11,5 Billionen Personenkilometer von Flugzeug, Auto und motorisierten Zwei- und Dreirädern sowie von 7,4 Billionen Tonnenkilometer von Lkws.

Schwerpunktthema des Berichts ist Indien. Laut Dr. Birol kommt der Eisenbahn in Indien eine lebenswichtige Funktion zu; sie spielt eine einzigartige soziale und wirtschaftliche Rolle. Die Eisenbahn ist das hauptsächliche Verkehrsmittel in Indien, das unerlässlich ist, um Städte und Regionen miteinander zu verbinden und erschwingliche Mobilität für die Reisenden zu garantieren, wobei dies seit langem eine Priorität der Regierung ist. Der Eisenbahnpersonenverkehr in Indien verzeichnet seit 2000 einen Zuwachs von fast 200%, und die Zukunftsprognosen sind weiterhin positiv. Die Bauarbeiten für die erste Hochgeschwindigkeitsstrecke in Indien haben begonnen, die Gesamtlänge des U-Bahnnetzes soll in den nächsten Jahren mehr als verdreifacht werden, und zwei spezielle Güterverkehrskorridore sollen 2020 in Betrieb genommen werden.

In allen Ländern, wie auch in Indien, hängt die Zukunft des Bahnsektors davon ab, inwieweit er der steigenden Verkehrsnachfrage und dem Wettbewerbsdruck anderer Verkehrsträger begegnen kann. Steigende Einkommen und Bevölkerungszahlen in Entwicklungs- und Schwellenländern, in denen die Städte exponentiell zunehmen, führen zwangsweise zu einer größeren Nachfrage nach einem effizienteren, schnelleren und umweltfreundlicheren Transport, aber Schnelligkeit und Flexibilität begünstigen andererseits Autobesitz und Flugreisen. Steigende Einkommen führen auch zu einer steigenden Nachfrage nach Gütern: die höheren Einkommen lassen die Nachfrage nach schneller Lieferung hoher Qualität von leichteren Gütern stark wachsen.

Der Bericht kann hier heruntergeladen werden.

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