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Dritte Sitzung des Fachbeirats zum Chemnitzer Viadukt

Vorstellung verschiedener Varianten zur Ertüchtigung

Leipzig, 21.02.2019 (BA/gm)
In der vergangenen Woche fand in Chemnitz die dritte Sitzung des Fachbeirats zum Planänderungsverfahren des Chemnitzer Viadukts statt. Die Auswertung der Gutachten zur Bausubstanz sowie zu den sogenannten Referenzflächen zur Farbbeschichtung des Viadukts und mögliche Varianten zur Ertüchtigung des Viadukts waren die Schwerpunktthemen dieser knapp vierstündigen Sitzung. Der Fachbeirat sprach sich dabei für eine der vorgeschlagenen Varianten aus. Aus dem Expertenkreis kamen jedoch weitere wertvolle Anregungen, die nun in die weiteren Planungen mit einfließen werden. 

Gutachten zur Bausubstanz
Bei den Begutachtungen der Bausubstanz wurden unter anderem durch Kernbohrungen und Kamera-befahrungen in den Pfeilerfundamenten folgende Schadensbilder festgestellt: Betonabplatzungen, freiliegende Bewehrung, Fugenrisse sowie verschobene Mauerwerkssteine im Auflagerbereich und zersetzter Beton. Um eine Ertüchtigung zu ermöglichen, sind laut Gutachter folgende Maßnahmen notwendig:

  • Austausch stark geschädigter Steine/Ausbesserung an Natursteinmauerwerk und dessen Fugen
  • Verpressen und Injektionen in Mauerwerk und Fundamenten unter Berücksichtigung statischer sowie technologischer Randbedingungen
  • Wiederherstellen fehlender Betonteile/Neuverputzen von Betonoberflächen
  • Erhöhung der Widerstandsfähigkeit von Oberflächen, z. B. gegen Tausalze
  • Herstellen funktionsfähiger Entwässerung und Bauwerksabdichtung
  • Sanierung Bewehrungsstahl und Beton des Personentunnels.

Gutachten zur Farbbeschichtung
Aufbauend auf dem bereits zur 2. Fachbeiratssitzung kommunizierten Beprobungsergebnis, dass die alte Bleibeschichtung grundsätzlich für einen Verbleib am Bauwerk geeignet ist, wurden Ende letzten Jahres Referenzflächen am Viadukt angelegt. Das Verhalten des Beschichtungssystems auf unterschiedlichen Untergründen soll über einen längeren Bewitterungszeitraum untersucht werden. Es folgen jährliche Beprobungen der Beschaffenheit der Beschichtung. Eine Entscheidung zum endgültigen Beschichtungsaufbau trifft die Deutsche Bahn (DB) vor der Zuschlagserteilung des Auftragnehmer Bau.

Variantenvorstellung zur Ertüchtigung des Chemnitzer Viadukts
Viel Zeit nahm sich der Fachbeirat für die Studie der vom beauftragten Ingenieurbüro vorgestellten drei Varianten. Bei allen Varianten stand der Erhaltungsgedanke im Vordergrund. Die Varianten 2 und 3 zeigten alternative Lösungen zur erforderlichen, jedoch ansichtsverändernden Lärmschutzwand in Variante 1. Es kristallisierte sich schnell die Variante 3 als grundsätzlicher Favorit heraus. Entscheidende Faktoren für diese Variante waren der hohe Substanzerhalt, die Gewährleistung einer langen Lebensdauer der Brücke sowie die weitere Sichtbarkeit der historischen Bauteile. Begrüßt wurde auch, dass bei dieser Variante auf den Bau einer Lärmschutzwand verzichtet werden kann. Damit bleibt die äußere Ansicht der Brücke erhalten. Außerdem werden die Bögen der beiden inneren Überbauten verstärkt und ertüchtigt. Somit bleibt auch die charakteristische Untersicht der Bögen erhalten.

Anhand dieser Variante entwickelten die Experten des Fachbeirates weitere Ideen für die auszutauschenden Balkentragwerke. Es solle im Sinne einer modernen Architektur eine Tragwerkgeometrie gefunden werden, die sich von der Konstruktion des Denkmals unterscheidet und dieses in seiner Darstellung unterstützt. Diese Empfehlungen werden nun vom Ingenieurbüro in Form einer neuen Variante weiterentwickelt und zur nächsten Fachbeiratssitzung im März 2019 vorgestellt.

Lutz Buchmann, Projektleiter der Sachsen-Franken-Magistrale, dankte allen Experten für die angeregte und konstruktive Diskussion: „In der heutigen Diskussion wurde erneut deutlich, wie wichtig die unterschiedlichen Blickwinkel auf diese Planänderung sind. Der Rückhalt des Fachbeirats ist für uns insbesondere im Hinblick der engen Terminschiene für die Planänderung sehr wichtig. Wir freuen uns, dass wir heute gemeinsam einen einhelligen Konsens erreichen konnten und uns nun intensiv mit der Erarbeitung der Planänderung unter Berücksichtigung weiterer Anregungen zur favorisierten Variante beschäftigen können.“

Der Fachbeirat
Der Fachbeirat begleitet die Deutsche Bahn bei der Planungsänderung Chemnitzer Viadukt seit dem vergangenen Jahr. Ihm gehören Vertreter der Stadt, der Umweltverbände und der Denkmalpflege sowie der Industrie- und Handelskammer, der Chemnitzer Wirtschaftsförderung, des Industrievereins Sachsen 1828 e. V. und des Bürgervereins Viadukt e. V. an. Der Fachbeirat wird verstärkt durch Experten aus dem Bereich Stahl- und Brückenbau.

Zum Bauprojekt
Anfang Juni 2018 hat das Eisenbahnbundesamt den Planfeststellungsbeschluss zum Bauprojekt Chemnitzer Bahnbogen erlassen. Dieser beinhaltet die Baugenehmigung für den rund 2,8 km langen Streckenabschnitt im Bereich zwischen Chemnitz Hbf und Chemnitz Siegmar. Den geplanten Ersatzneubau des Chemnitzer Viadukts hat das Eisenbahnbundesamt aus denkmalschutzrechtlichen Gründen abgelehnt und verlangt stattdessen eine Planänderung für die Brücke. Diese Planänderung ist bis spätestens Ende 2019 zur Genehmigung einzureichen. Auf Initiative der Deutschen Bahn wird das Planänderungsverfahren von einem hochkarätig besetzten Fachbeirat begleitet. Im Januar 2019 erteilte die DB den Auftrag zur Planänderung des Chemnitzer Viadukts. Hierfür wurde zuvor im letzten Jahr eine öffentliche Ausschreibung mit einem vorgeschalteten Teilnahmewettbewerb durchgeführt. Der Auftrag wurde nach intensiver Prüfung der Qualifizierung an die Ingenieurgemeinschaft KREBS+KIEFER Ingenieure vergeben.

Aktuelle Informationen zum Bauprojekt Chemnitzer Bahnbogen finden Sie hier.

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