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Nationalrat behandelt RH-Prüfbericht zum Ticket-Vertriebssystem der ÖBB

Rechnungshof spricht sich für einheitliches Tarifsystem im öffentlichen Verkehr aus

Wien, 17.05.2019 (BA/gm)
Nach Ansicht des Rechnungshofs wäre eine Vereinfachung der Tarifstrukturen im öffentlichen Verkehr in Österreich sinnvoll. Ein wesentlicher Schritt im Sinne der besseren Nutzbarkeit für die Kunden wäre es aus Sicht des Rechnunghofs auch, wenn der ÖBB-Ticketshop für alle Anbieter von Mobilitätsdiensten geöffnet wird. Der Nationalrat nahm in seiner heutigen Debatte die Anregung im Rechnungshofbericht über das Ticket-Vertriebssystem der ÖBB-Personenverkehr AG auf, um die Weiterentwicklung des Tarifsystems im öffentlichen Verkehr zu diskutieren. Der Bericht wurde von den Abgeordneten einstimmig zur Kenntnis genommen. 

Die Bundesregierung strebe als Teil der Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele die Stärkung des öffentlichen Verkehrs an, sagte Johann Singer (ÖVP). Das bedeute vor allem den Ausbau der Schiene, aber auch ein kundenfreundliches Verkehrssystem. Der Rechnungshofbericht habe festgehalten, dass für den Aufbau eines zeitgemäßen ÖBB-Ticketvertriebssystems von 2005 bis 2017 insgesamt 131 Mio. € aufgewendet wurden. Ein Grund für die Kosten und die lange Entwicklungsdauer seien neue technische Entwicklungen gewesen, die ständige Anpassungen erforderten. Der Rechnungshof weise auch kritisch auf den bestehenden Tarifdschungel im öffentlichen Verkehr hin. Die Planungen des Verkehrsministers für ein einheitliches Tarifsystem seien daher zu begrüßen, sagte Singer. Sinnvoll wäre es in diesem Zusammenhang, den ÖBB-Ticketshop zu öffnen und ihn einem neutralen Betreiber zu übertragen.

Angela Baumgartner (ÖVP) forderte, dass das Ticketsystem benutzerfreundlicher werden müsste. Ein Ticketautomat müsste für alle intuitiv benutzbar sein. Derzeit sei das System zu komplex. Nur wenn die Benützung öffentlicher Vekehrsmittel so einfach wie möglich gestaltet werde, werde es möglich sein, mehr Kunden für sie zu gewinnen.

Auch Alois Kainz (FPÖ) trat für ein möglichst benutzerfreundliches und einheitliches Ticket-Vertriebssystem sowie für eine einheitliche Tarifstruktur ein. Erfreulicherweise arbeite der Verkehrsminister bereits an diesen Aufgaben, um damit die Grundlage für ein Österreich-Ticket zu schaffen, das die Benützung des öffentlichen Verkehrs noch attraktiver machen werde.

Andreas Kollross (SPÖ) wies darauf hin, dass immer weniger Bahnhöfe noch Personenschalter haben. Viele Menschen benötigten diese jedoch nach wie vor. Leider gebe es keine Vorgaben der Politik, ein solches Angebot zumindest auf Bahnhöfen ab einer bestimmten Größe sicherzustellen, bedauerte er. Kollross kritisierte auch, die Entwicklung des Österreich-Tickets werde vom Verkehrsminister auf die lange Bank geschoben, sodass es nun frühestens 2022 umgesetzt werde. Zudem müsse es weit billiger angeboten werden, als bisher geplant sei, forderte Kollross. Ein weiterer Kritikpunk betraf die Meldung der Verkehrsdiensteverträge für die Ostregion an die EU. Der Minister habe diese verzögert, wodurch nun Unsicherheit entstanden sei, ob das Angebot des öffentlichen Verkehrs überhaupt gesichert sei, sagte Kollross.

Der Rechnungshof habe einige Schwachstellen des bestehenden Ticketsystems klar offengelegt, sagte Irmgard Griss (NEOS). Sie verstehe zwar, dass die ÖBB an einer gleichmäßigen Auslastung der Züge interessiert seien, doch müsse das durch ein transparentes System erreicht werden. Die ÖBB dürften auch die neuen technischen Entwicklungen nicht wieder verschlafen, etwa das GPS-Ticketing, bei dem mittels App der Fahrpreis jeder Fahrt automatisch abgebucht werden kann.

Der Rechnungshof habe seine Prüfung an der Kundenorientierung des ÖBB-Ticketsystems ausgerichtet, fasste Rechnungshofpräsidentin Margit Kraker zusammen. Hier gab und gebe es weiterhin eine Reihe von Herausforderungen. Das Vertriebssystem sei nach wie vor sehr kompliziert und es bestehe die Gefahr, dass andere Anbieter eigene Vertriebssysteme entwickeln, anstatt den ÖBB-Ticketshop zu verwenden. Bestimmte strategische Entscheidungen müssten auf einer Ebene über den ÖBB und den einzelnen Verkehrsbetrieben gefällt werden, unterstrich Kraker. Sie begrüße es daher, dass das Verkehrsministerium die offenen Fragenkomplexe, etwa das einer vereinfachten Tarifstruktur, bereits mit Arbeitsgruppen in Angriff genommen habe.

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