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20 Jahre Stillstand durch Tunnelplanungen München

Endlich Nutzbares für Fahrgäste bauen

München, 20.03.2021 (BA/gm)
Am 21. März vor genau 20 Jahren wurde durch einen Medienbericht bekannt, dass der bayrische Verkehrsminister Wiesheu beschlossen hat, die Planung des S-Bahn-Südrings als zweite S-Bahn-Stammstrecke in München einzustellen. Statt dessen soll ein neuer Tunnel durch das Stadtzentrum gebaut werden. Bis heute aber konnten Freistaat und Deutsche Bahn keine genehmigungsfähige Planung für die gesamte Strecke vorlegen.

Kernpunkte der Planung und Entscheidung waren 500 Millionen Euro Baukosten, Eröffnung etwa 2015, eine Strecke mit vielen Haltestellen sowie dass die S-Bahnen nach Giesing nicht mehr ihre Fahrtrichtung am Ostbahnhof ändern müssen. 

Kritikpunkte an der neuen Planung wurden von Anfang an herabgewürdigt und versucht, lächerlich zu machen. Die Kosten für den Südring wurden mit 300 Millionen Euro geschätzt, mit einem Risikopuffer von zusätzlich 200 Millionen Euro aber optisch ähnlich zu den Tunnelkosten gemacht. Auch der Bauzeitraum des Südrings wurde aufgrund des angeblich komplizierteren Genehmigungsverfahrens großzügig verlängert.

Viele Risiken beim Tunnel, vor denen seit 2001 gewarnt wird, haben sich mittlerweile verwirklicht: Die Baukosten sind auf mehrere Milliarden Euro explodiert, ein Ende ist nicht in Sicht. Der Abstimmungsaufwand im Münchner Osten ist weitaus höher als gedacht. Die direkte Anbindung nach Giesing längst gestrichen. Die Anzahl der Haltestellen wurde zusammengekürzt. Probleme beim Brandschutz haben zu weiteren Umplanungen und Verzögerungen geführt. „Der Nutzen des 2. Tunnels wird überschätzt, die Probleme und Kosten dabei werden unterschätzt und die Chancen der Südumfahrung mißachtet” ist die wörtliche Bewertung von PRO BAHN zur vertiefenden Machbarkeitsstudie des zweiten Tunnels, diese Einschätzung hat sich bestätigt.

Ursache dieser Probleme ist, dass die Tunnelbauer bis heute keine ausreichend solide Planung für den kompletten Tunnel vorlegen konnten. Hinweise auf Verbesserungspotential wurden solange ignoriert bis diese zu Ursachen zur Projektverzögerung wurden.

„Der Großraum München braucht die S-Bahn als leistungsfähiges Rückgrat. Beim Bau eigener S-Bahn-Gleisen, beim Bau neuer Schienenstrecken und bei einem zuverlässigen ganztätigen dichten Takt gibt es jedoch bis heute keinerlei Fortschritt sondern nur immer wieder andere Pläne. Da überrascht es nicht, wenn die Fahrgäste mit den Füßen abstimmen, und am Ende alle überrascht sind vom zunehmenden Autoverkehr” so Andreas Barth zur Situation seit dieser Entscheidung.

Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert von der Landespolitik, sofort Maßnahmen für eine bessere S-Bahn zu ergreifen und nicht länger alle Maßnahmen vom Bau des zweiten S-Bahn-Tunnels abhängig zu machen. „Es ist bekannt was der S-Bahn hilft: je zwei Gleise für S-Bahn und Regional-/Fernverkehr entlang der S4 Richtung Geltendorf sowie der S2 nach Markt Schwaben, eine Entlastungsstrecke für die S1 entlang der A92, vier Bahnsteigkanten am Regionalbahnhof Poccistraße, funktionierende Ersatzkonzepte bei Stammstreckensperrungen, und die Beseitigung von Bahnübergängen.

Das ist nur ein Teil von dem, was dringend nötig ist und schon längst umgesetzt wären, wenn nicht der Tunnel das Allheilmittel angepriesen werden würde, von dem sich die automatische Lösung aller Probleme versprochen wird, und alle anderen Maßnahmen verzögert” so der PRO BAHN-Sprecher. Auch die immer stärkere Verzögerung beim Ausbau von Bahnstrecken muss endlich als systematisches Problem anerkannt werden, das eine Lösungen braucht. „Wenn die Deutsche Bahn für einen simplen Neubau eines Bahnsteigs Jahrzehnte braucht, dann sollte der Freistaat überlegen, ob er die Ausbauprojekte nicht künftig von der deutlich effizienteren Staatsbauverwaltung erledigen lässt” so Andreas Barth weiter. Als Pilotprojekt würde sich der Bau der S7 nach Geretsried anbieten.

Am 21. März 2001 gab es erste Medienberichte, dass auf Drängen des Wirtschaftsministers Wiesheu die seit den 1980er Jahren laufende Planungen für den Bau des S-Bahn-Südrings eingestellt werden und stattdessen ein zweiter Tunnel gebaut werden soll. In einer Stadtratsanhörung vom Oktober 2001 wurden Zeitpläne und Argumente dargestellt.

Weitere Informationen dazu unter

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