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Nichts Halbes und nichts Ganzes

Fahrgastverband PRO BAHN von IC-Verlängerung nach Chemnitz nicht überzeugt

Dresden, 22.04.2021 (BA/gm)
Der Fahrgastverband PRO BAHN Mitteldeutschland zeigt sich skeptisch gegenüber der jetzt veröffentlichten Vorinformation zur Ausschreibung einer Fernverkehrsanbindung von Chemnitz. Eine schlechte Lösung könnte Chemnitz dauerhaft vom Fernverkehr abkoppeln. Die eingesetzten Regionalisierungsmittel wären an anderer Stelle besser eingesetzt. Zuletzt passen die Fahrzeuge der DB Fernverkehr gar nicht zur Ausschreibung.

Der Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS) hat eine Ausschreibung der Fernverkehrsanbindung von Chemnitz mit zwei Zugpaaren pro Tag angekündigt. Der Fahrgastverband PRO BAHN Mitteldeutschland ist äußerst skeptisch, ob das Vorgehen zu Verbesserungen für die Fahrgäste führen wird. Die wahrscheinliche Variante der Verlängerung der IC Linie Rostock – Dresden nach Chemnitz führt zu längeren Fahrzeiten, als heute mit Umstieg in Leipzig oder Elsterwerda auf den Nahverkehr erreicht werden. Ob dann viele Kunden in diesen Zügen sitzen werden, ist fraglich. Anja Schmotz, Vorsitzende des Fahrgastverbands PRO BAHN Mitteldeutschland, sorgt sich auch um die Zukunft: „Wenn in diesen Zügen wegen der langen Fahrzeiten wenige Passagiere sitzen, wird das die DB bei zukünftigen Diskussionen um die Fernverkehrsanbindung von Chemnitz als Argument nutzen, dass ja kein Bedarf bestünde.“ 

Bis zu 2,5 Millionen Euro ist der VMS bereit hierfür auszugeben. Für etwa denselben Preis könnte man die Regionalexpresslinie der Mitte-Deutschland-Verbindung von Göttingen über Erfurt nach Glauchau im Zweistundentakt bis nach Chemnitz verlängern – eine langjährige Forderung der Region. „Ein Taktangebot ist deutlich attraktiver und bringt langfristig neue Fahrgäste“, erläutert Markus Haubold, stellvertretender Vorsitzender von PRO BAHN Mitteldeutschland. „Bei dieser dringend notwendigen Verlängerung zeigten sich VMS und das sächsische Verkehrsministerium knausrig. Für das Label ‚Fernverkehrsanbindung‘ mit fraglichem Nutzen ist aber plötzlich Geld da. Das ist für uns nicht nachvollziehbar.“

Zuletzt wundert sich der Fahrgastverband über eine Anforderung in der Ausschreibung: ‚im 1. Klasse-Bereich Sitze, die sich in Komfort und Ausstattung von Sitzen der anderen Fahrzeugbereiche abheben‘. Dies passt nicht zu den von der DB eingesetzten Zügen der Bauart KISS. Diese wurden von der Westbahn übernommen und bieten auch in Bereichen der zweiten Klasse erstklassigen Sitzkomfort. „Warum man hier eine Ausschreibung macht, die vom Volumen und den Anforderungen wie die Faust aufs Auge zum Angebot von DB Fernverkehr passt, aber dann deren Züge ausschließt, gibt uns Rätsel auf“, ist Schmotz irritiert.

Insgesamt bekommt der Verband das Gefühl, dass jetzt schnell im Hauruck-Verfahren etwas über die Bühne gebracht werden muss – vielleicht auch, weil man für die Bundestagswahlen unbedingt einen Erfolg vermelden will.

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