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Verkehrswende in Deutschland braucht differenzierte Ansätze in Stadt und Land

20 % der deutschen Treibhausgasemissionen fallen im Verkehrssektor an Pkw hat nach wie vor eine dominante Stellung – insbesondere im ländlichen Raum • Drei von vier Haushalten würden anstelle des Autos häufiger öffentliche Verkehrsmittel nutzen •Größte Hebel für häufigere Nutzung des ÖPNV sind auf dem Land bessere Anbindungen, in der Stadt geringere Kosten • Mehr als die Hälfte der Haushalte würden bei einer fahrradfreundlicheren Infrastruktur öfter auf das Rad umsteigen

Frankfurt a. M., 12.01.2022 (BA/gm)
Die Verkehrswende ist ein elementarer Baustein zur Erreichung der Klimaschutzziele in Deutschland. Zuletzt fielen im Verkehrssektor rund 20 % der deutschen Treibhausgasemissionen an. Daher muss zu ihrem Gelingen die zukünftige Mobilität der Privathaushalte deutlich emissionsärmer gestaltet werden. Zentrale Bausteine sind hierfür einerseits die konsequente Elektrifizierung des Pkw und andererseits ein Ausbau der ÖPNV-Angebote sowie eine verbesserte Rad- und Fußgängerinfrastruktur. Dies zeigt eine aktuelle Sonderauswertung des KfW-Energiewendebarometers von KfW Research zur Verkehrswende in Deutschland.

Um die Klimaschutzziele zu erreichen, müssen im Verkehrssektor umfangreiche Reduktionen der Treibhausgasemissionen erfolgen. Der größte Anteil der Emissionen wird von Pkw, Nutzfahrzeugen, Lastkraftwagen und Bussen verursacht. Der langfristige Mobilitätstrend zeigt, dass Menschen in Deutschland immer mehr Zeit im Verkehr verbringen: zwischen 2002 und 2017 ist die Anzahl der zurückgelegten Personenkilometer um fast 20 % auf rd. 3,2 Mio. gestiegen. Den größten Anteil hat der motorisierte Individualverkehr mit rund drei Viertel der Verkehrsleistung. 

Pkw werden derzeit insbesondere auf dem Land und in schlecht angebundenen Regionen intensiv genutzt, da dies häufig die einzig praktikable Mobilitätsoption bietet. Im Durchschnitt entfielen auf einen Privathaushalt im Jahr 2020 rd. 1,14 Pkw. Ungefähr ein Drittel der Haushalte nutzt den Pkw täglich (33,9%). Jedoch fällt in Landgemeinden sowohl der Bestand der Pkw je Haushalt (1,64 Fahrzeuge pro Haushalt) als auch der Anteil der Haushalte, die täglich einen Pkw nutzen, etwa doppelt so hoch aus wie in Großstädten. In Großstädten wird der Pkw nur von einem Fünftel der Haushalte täglich genutzt, rd. 36 % haben gar kein Auto. Auf dem Land fällt hingegen der Anteil der Elektroautos höher aus (11 %) als in städtischen Regionen (7 %).

Energieeffizienzgewinne im Verkehr lassen sich vor allem durch Verlagerung auf den effizienteren öffentlichen Verkehr erzielen. Nahverkehrsbusse stoßen z. B. pro Personenkilometer nur rund die Hälfte der Treibhausgasemissionen eines Pkw aus. Wichtigste Voraussetzungen für eine häufigere Nutzung sind dabei eine bessere Anbindung (63 %), geringere Kosten (49 %) und mehr Komfort (19 %). Im ländlichen Raum liegt der Schwerpunkt klar auf einer besseren Anbindung, die bei 71 % der Haushalte zu einer stärkeren Nutzung des ÖPNV führen würde. In den Großstädten dominiert hingegen der Kostenaspekt. Rund 58 % der dortigen Haushalte würden bei günstigeren Fahrpreisen öfter auf den ÖPNV umsteigen.

Neben dem ÖPNV kann auch der Radverkehr einen Beitrag zu klimaneutraler Mobilität leisten. Das Fahrrad bietet sich vor allem für kurze und mittlere Strecken an. Es wird vor allem dann genutzt, wenn Durchschnittsdistanzen niedriger sind. In fahrradfreundlichen Städten werden bereits heute bis zu 30 % aller Wege mit dem Rad zurückgelegt. Voraussetzung für eine stärkere zukünftige Nutzung des Fahrrads ist für über die Hälfte der Haushalte eine bessere Infrastruktur (54 %), immerhin fast die Hälfte der befragten Haushalte (45 %) würde bei einer besseren Kombinierbarkeit mit dem ÖPNV das Fahrrad öfter nutzen. Die Anschaffung eines E-Bikes könnte fast 28 % der Haushalte zu einem Umstieg anreizen. Interessanterweise zeigen sich bei diesen drei Aspekten keine spürbaren Unterschiede zwischen Stadt und Land. Das Fahrrad hat somit auch auf dem Land Potenzial, eine tragende Säule der Verkehrswende zu werden.

„Der Verkehr spielt eine entscheidende Rolle bei der Erreichung der Klimaschutzziele. So tragen einerseits die konsequente Elektrifizierung des Pkws und andererseits ein Ausbau der ÖPNV-Angebote sowie eine verbesserte Rad- und Fußgängerinfrastruktur zum Gelingen einer emissionsarmen zukünftigen Mobilität bei“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Jedoch haben die Regionen in Deutschland unterschiedliche Voraussetzungen, um das Mobilitätsbedürfnis ihrer Einwohner zu befriedigen. Für eine erfolgreiche Verkehrswende müssen deshalb unterschiedliche Lösungen für die unterschiedliche Regionen gefunden werden. Dabei gilt es die jeweils geeignetsten Verkehrsmittel gezielt zu fördern.“

Die aktuelle Sonderauswertung des KfW-Energiewendebarometer 2021 ist hier abrufbar.

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