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Vertragsunterzeichnung zwischen VRR und NWL

VRR und NWL besiegeln die Beschaffung von 63 Zügen mit alternativem Antrieb

Gelsenkirchen, 05.04.2022 (BA/gm)
Am gestrigen Montag ist im Konferenzloft in Kempen der Vertrag für die Produktion, Lieferung und die langfristige Instandhaltung von 63 lokal emissionsfreien Triebfahrzeugen unterzeichnet worden. Vertragspartner sind der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und der spanische Fahrzeughersteller Contrucciones y Auxiliar de Ferrocarriles, S.A. (CAF).

Vorab hatten VRR und NWL nach einem europaweiten Vergabeverfahren dem Unternehmen den Zuschlag erteilt und setzen damit auf innovative Antriebstechnologien im Regionalverkehr. Ab 2025 stellen die SPNV-Aufgabenträger den Dieselbetrieb im Niederrhein-Münsterland-Netz (NMN) auf lokal emissionsfreie Fahrzeuge um und bieten den Fahrgästen zusätzliche Sitzplatzkapazitäten. Ein wichtiger Schritt, um bis zum Jahr 2030 90 Prozent der SPNV-Leistungen im Verbundgebiet elektrisch erbringen und die Emissionen von CO2, Feinstaub und Lärm weiter reduzieren zu können. 

Batterieelektrische Fahrzeuge für das Niederrhein-Münsterland Netz
Um die Klimabilanz des Öffentlichen Personennahverkehrs zu verbessern und die Verkehrswende weiter voranzutreiben, setzen der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und der benachbarte Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) auf innovative Antriebe. Der Dieselbetrieb im Niederrhein-Münsterland-Netz (NMN) wird umgestellt auf lokal emissionsfreie Fahrzeuge. Dr. Hendrik Schulte, Staatssekretär im Verkehrsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, erklärte in seinem Grußwort: „Wir wollen mehr Menschen dazu bewegen, mit Bus und Bahn zu fahren. Dafür brauchen wir ein verlässliches und flexibles Angebot auf der Schiene. Saubere und moderne Elektrozüge werden in Zukunft die Mobilität und damit die Lebensqualität der Menschen in der Region deutlich verbessern. Außerdem sinken die Feinstaub- und Stickoxid-Belastungen und der Lärm wird reduziert.“ Hierzu beschaffen VRR und NWL 63 batterieelektrische Fahrzeuge (sogenannte BEMU) der Firma CAF. Das Unternehmen wird die Züge nicht nur produzieren und liefern, sondern auch über ihren gesamten Lebenszyklus von rund 30 Jahren instand und verfügbar halten.

„Damit ist das Niederrhein-Münsterland-Netz das erste SPNV-Netz in NRW mit alternativem Antrieb und zugleich auch das größte BEMU-Netz in ganz Deutschland.“, erläutert VRR-Vorstand Ronald R.F. Lünser. Das Netz umfasst die sieben Regionalverkehrslinien RE 10, RE 14, RE 44, RB 31, RB 36, RB 37 und RB 43 mit jährlichen Verkehrsleistungen von über sechs Millionen Zugkilometern.

Ausschreibung nach bewährtem NRW-RRX-Modell
Die Ausschreibung der Fahrzeuge für das Niederrhein-Münsterland-Netz wurde von VRR und NWL bereits 2018 gestartet. VRR-Vorstandssprecher Ronald R.F. Lünser freut sich über das Ergebnis: „Es ist uns mit dem NRW-RRX-Modell erneut gelungen, die Fahrzeughersteller zu motivieren, instandhaltungsfreundliche und energieeffiziente Fahrzeuge zu konstruieren bzw. weiterzuentwickeln.“

Das so genannte NRW-RRX-Modell ist ein von allen Aufgabenträgern Nordrhein-Westfalens entwickeltes Fahrzeugfinanzierungsmodell. In einem europaweiten Verhandlungsverfahren wurde dabei ein Vertragspartner gesucht, der die Fahrzeuge nicht nur liefert, sondern auch über die gesamte Lebensdauer instand hält. Die künftigen Betreiber der Linien werden in gesonderten Vergabeverfahren gesucht und stehen zum heutigen Zeitpunkt noch nicht fest. Den Eisenbahnverkehrsunternehmen werden zur Erbringung der Verkehrsleistungen die Fahrzeuge beigestellt. Dieses Modell wurde erstmalig für die Fahrzeuge des Rhein Ruhr Express (RRX) angewendet.

Mit dem Einsatz der elektrischen Fahrzeuge sinkt der Anteil an Dieselkilometern im Schienenpersonennahverkehr im VRR-Gebiet auf unter 10 Prozent. „Damit erreichen wir unser Ziel, bis zum Jahr 2030 90 Prozent der SPNV-Leistungen in unserem Verbundgebiet rein elektrisch zu erbringen.“, so Lünser weiter. „Mit dieser zukunftsweisenden Fahrzeugtechnik setzen wir einen Meilenstein bei der Dekarbonisierung des SPNV. Wir leisten einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz und bieten einen umweltschonenden Anreiz zum Umstieg vom privaten Pkw auf die Schiene“, betont Joachim Künzel, Geschäftsführer des NWL. „Damit kommen wir unserem Ziel näher, in den kommenden Jahren sukzessive auf den Betrieb mit Dieselfahrzeugen im NWL-Raum zu verzichten.“

Um in die neuen Fahrzeuge investieren zu können haben sich der Zweckverband VRR Eigenbetrieb Fahrzeuge und Infrastruktur und der NWL Eigenbetrieb Infrastruktur und Fahrzeuge (EBINFA) günstige Kreditkonditionen gesichert. Für die Finanzierung der CAF-Neufahrzeuge erhielten die Europäische Investitionsbank und die NRW.BANK den Zuschlag. „Als Förderbank für Nordrhein-Westfalen unterstützen wir die notwendige Transformation des Landes hin zu einer klimaresilienten Mobilität – zum Beispiel mit langfristigen Investitionsfinanzierungen für emissionsarme kommunale Infrastruktur“, erklärt NRW.BANK-Vorstandsmitglied Michael Stölting. „Mit den gewährten Annuitätendarlehen bleiben die zu zahlenden Raten für VRR und NWL über die gesamte Laufzeit der Kreditverträge konstant und sind damit über den vollständigen Lebenszyklus der Fahrzeuge fest kalkulierbar.“

Die Fahrzeuge: klimaschonende Züge mit innovativem Antrieb
Die Lieferung der Fahrzeuge von Typ „Civity BEMU“ erfolgt in zwei Größen mit einem Sitzplatzangebot von je 120 beziehungsweise 160 Sitzplätzen, was deutliche Kapazitätssteigerungen auf vielen Linien des Niederrhein-Münsterland-Netzes ermöglicht. Es handelt sich bei den Fahrzeugen um batterieelektrische Fahrzeuge. „Diese sind state-of-the-art elektrische Fahrzeuge, die zusätzlich mit Batterien ausgestattet sind, um die nicht elektrifizierten Streckenabschnitte zu überbrücken und unter der Oberleitung die Batterien wieder aufzuladen zu können.“, erklärt Javier Martinez Ojinaga, CEO von CAF.

VRR und NWL legen viel Wert auf qualitative Aspekte für einen erhöhten Reisekomfort. So sind die Fahrzeuge mit großzügigen Einstiegsbereichen ausgestattet, um einen zügigen Fahrgastwechsel zu gewährleisten. Die komfortablen Sitze, in Reihe und in Vis-à-vis-Sitzgruppen angeordnet, weisen gegenüber den heute auf den Linien eingesetzten Fahrzeugen einen deutlich höheren Sitzabstand auf. Selbstverständlich sind die Fahrzeuge mit großzügigen und räumlich getrennten Mehrzweckbereichen für Rollstühle und Fahrräder oder Kinderwagen ausgestattet, die sich von 76 Zentimeter hohen Bahnsteigen stufenlos erreichen lassen. Zum Arbeiten unterwegs stehen Klapptische, Steckdosen und kostenloses WLAN zur Verfügung.

Infrastruktur: optimierte Schienenwege für künftige Anforderungen
Bevor die neuen Fahrzeuge ihren Betrieb aufnehmen können, muss die Eisenbahninfrastruktur entsprechend ausgebaut werden: So müssen beispielsweise die Stellwerkstechnik erneuert, Bahnsteige verlängert und für einen niveaugleichen Ein- und Ausstieg erhöht, der Bahnhof Coesfeld elektrifiziert, in Geldern eine Wendeanlage für die neue RB 37 errichtet sowie Abstellanlagen erweitert und ertüchtigt werden. In Kleve baut die DB Netz AG eine Oberleitungsinselanlage (OLIA) an der die neuen BEMU-Fahrzeuge aufgeladen werden können. Darüber hinaus wird die ehemalige Zechenbahn nach Kamp-Lintfort reaktiviert und verlängert, so dass der Hochschulstandort künftig an das SPNV-Netz angeschlossen wird.

Hintergründe zum Projekt Niederrhein-Münsterland-Netz:
Das Niederrhein-Münsterland-Netz umfasst sieben Linien mit über sechs Millionen Zugkilometern Verkehrsleistung pro Jahr:

  • RE 10 Kleve – Geldern – Krefeld – Düsseldorf (Niers-Express)
  • RE 14 Essen – Bottrop – Dorsten – Borken / Coesfeld (Emscher-Münsterland-Express)
  • RE 44 Kamp-Lintfort – Moers – Duisburg – Oberhausen – Bottrop (Fossa-Emscher-Express)
  • RB 31 Xanten – Moers – Duisburg (Der Niederrheiner)
  • RB 36 Oberhausen – Duisburg-Ruhrort (Ruhrort-Bahn)
  • RB 37 Geldern – Krefeld – Neuss (Niers-Erft-Bahn)
  • RB 43 Dortmund – Herne – Dorsten (Emschertal-Bahn)

Die Betriebsaufnahme auf den Linien RE 44, RB 31 und RB 36 erfolgt im Dezember 2025, die übrigen Linien folgen sukzessive bis Dezember 2028.

Weitergehende Informationen zum Niederrhein-Münsterland-Netz | Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (vrr.de) finden Sie hier.

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