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Studie zeigt: Die deutsche Infrastruktur bremst Europas Bahnen aus

Berlin, 20.11.2022 (BA/gm)
Bahn für Alle veröffentlicht eine Kurzstudie, die den Stand der Harmonisierung der Eisenbahnsysteme in der Europäischen Union analysiert und in Form einer Staaten-Rangliste bewertet. Am besten schneiden danach Dänemark und Luxemburg ab (Note 1). Deutschland landet nur auf dem Platz 20 von 24 untersuchten Ländern (Note 4).

Ludwig Lindner, Sprecher von Bahn für alle und Autor der Studie, kommentiert: „Die unzureichende Anpassung der deutschen Bahninfrastruktur an internationale Standards bremst den Fernreise- und Nachtzugverkehr in ganz Europa aus.“ Lindner weiter: „Klar ist: Um das Klima im Verkehrssektor zu schützen, müssen Flüge und Straßenverkehr auf Züge verlagert werden. Das gelingt aber nur, wenn Deutschland – als größte europäische Volkswirtschaft und geographisch genau in der Mitte gelegen – bei der Vereinheitlichung vorangeht und nicht hinterherhinkt.“ 

Warum ist die Vereinheitlichung der Bahninfrastruktur wichtig?
Die technische Vereinheitlichung der europäischen Bahnsysteme ist eine wichtige Grundlage, damit Fernreise-, Nacht- und Güterzuge flexibel und kostengünstig durch ganz Europa fahren können. Die vorliegende Kurzstudie analysiert die vier für die Vereinheitlichung wesentlichen Parameter: Spurweite, Elektrifizierung, Zugsicherungstechnik und Bahnsteighöhen. Deutschland schneidet vor allem beim Elektrifizierungsystem und bei den Bahnsteighöhen schlecht ab. Auch der Ausbau der digitalen Zugsicherungstechnik läuft zu langsam. Da Deutschland, in der Mitte Europas gelegen, für ein flächendeckendes europäisches Zugnetz eine Schlüsselrolle spielt, ist die Anpassung an die internationalen Standards besonders wichtig. Gibt sich Deutschland endlich einen Ruck und synchronisiert seine Systeme mit den Nachbarn, wird dies europaweit ausstrahlen und auch andere Staaten dazu anregen, nachzuziehen. Das System Bahn würde insgesamt gestärkt und so das Klima geschützt.

Bahn für Alle fordert:

  • Eine deutliche Beschleunigung des Ausbaus der digitalen europäischen Zugsicherungstechnik (ETCS) in Deutschland. Die Bundesregierung muss einen ambitionierten Stufenplan vorlegen, bis wann das gesamte Netz umgerüstet ist.
  • Die gesetzliche Festschreibung der internationalen Bahnsteighöhe von 55 cm bei Neubau und Instandsetzung, um auch in internationalen Zügen künftig vollständige Barrierefreiheit zu ermöglichen. Für eine lang angelegte Übergangszeit sollten möglichst alle Zugneuanschaffungen in Deutschland sowohl barrierefreie Ausstiege in 55 cm als auch in 76 cm Höhe bieten.
  • Eine großangelegte Studie (im besten Falle in Kooperation mit Österreich und der Schweiz), die untersucht in welchem finanziellen und zeitlichen Rahmen das Bahnstromnetz auf den internationalen Standard (25 Kilovolt / 50 Hertz) umgestellt werden kann.

Die Kurzstudie zum Stand der technischen Harmonisierung der Eisenbahnsysteme in der Europäischen Union wird im Rahmen des folgenden Projektes vom Umweltbundesamt gefördert: „Deutschland als Herz von Europas Bahnverkehr: mit Nacht- und Fernreisezügen zu mehr Klimaschutz“

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