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Fünf Jahre digitales Stellwerk im Erzgebirge: Eine Erfolgsgeschichte

Europas erstes digitales Stellwerk in Annaberg-Buchholz ist wegweisend für die Digitalisierung des Eisenbahnbetriebs • Erzgebirgsbahn und Siemens Mobility vertiefen langjährige Zusammenarbeit mit Kooperation in der ETCS-Entwicklung

Leipzig, 19.01.2023 (BA/gm)
Vor genau fünf Jahren hat die Deutsche Bahn (DB) in Annaberg-Buchholz Europas erstes digitales Stellwerk in Betrieb genommen. Die Zwischenbilanz fällt positiv aus: Mit der Inbetriebnahme begann auch eine Revolution in der Leit- und Sicherungstechnik.

„Digitale Stellwerke sind ein wichtiger Baustein für einen wegweisenden Technologieschub im Schienennetz. Die innovative Technik wirkt sich positiv auf die Verlässlichkeit des Zugverkehrs aus, spart Kosten in Millionenhöhe und reduziert Aufwendungen für Betrieb und Instandhaltung. Auch fünf Jahre später können wir als Erzgebirgsbahn mit Recht stolz darauf sein, mit Europas erstem digitalen Stellwerk in Annaberg-Buchholz einen Meilenstein der Digitalisierung im Schienennetz gelegt zu haben“, sagt Lutz Mehlhorn, Sprecher der DB RegioNetz Erzgebirgsbahn. Seit der Inbetriebnahme im Januar 2018 läuft das Stellwerk störungsfrei. 

„Fünf Jahre Digitales Stellwerk in Annaberg-Buchholz sind ein Meilensteil bei der Umsetzung der Sektorinitiative Digitale Schiene Deutschland. Damit haben wir bewiesen, dass die Umstellung auf den digitalen Bahnbetrieb ein voller Erfolg ist und auch enorme Vorteile mit sich bringt,“ sagt Matthias Feja, Leiter Vertrieb Fahrweg Nord, Siemens Mobility. „Wir sind stolz auf das Vertrauen der DB in unser Knowhow und freuen uns mit der Umsetzung von ETCS L3 Hybrid für die Erzgebirgsbahn auf das nächste gemeinsame Projekt. Die neue Technologie bietet die Grundlage für mehr Verkehr auf der Schiene unter Beibehaltung der bestehenden Schieneninfrastruktur und leistet damit einen erheblichen Beitrag für die dringend benötigte Verkehrswende“.

Digitale Stellwerke (DSTW) sind das Herzstück der modernen digitalen Leit- und Sicherungstechnik. Es handelt sich um eine Weiterentwicklung der Elektronischen Stellwerke (ESTW), die mit den einzelnen Stellelementen über teils kilometerlange Kabel verbunden sind und Befehle über elektrische Schaltungen übermitteln. Digitale Stellwerke werden hingegen über ein neues Bediensystem gesteuert und übermitteln die Stellbefehle digital per Glasfaserkabel an Weichen und Signale. Dieses moderne System soll langfristig die vielen verschiedenen Stellwerkstypen diverser Bauarten und Generationen im Schienennetz der DB ersetzen. So lassen sich Signale und Weichen in deutlich größeren Entfernungen steuern.

Im Rahmen der Sektorinitiative Digitale Schiene Deutschland soll in den kommenden Jahren der Zugverkehr auf dem 33.400 km langen Streckennetz in Deutschland von 280 digitalen Stellwerken gesteuert werden. Ziel ist es, alle Stellwerke zu digitalisieren.

Erzgebirgsbahn vertieft die langjährige Zusammenarbeit mit Siemens
Bereits in den Jahren 2005 bis 2007 haben die Erzgebirgsbahn und Siemens Mobility gemeinsam in einem Pilotprojekt eine neue Stellwerksgeneration erprobt und zur Marktreife geführt. Das erste SIMIS-D-Stellwerk war seinerseits das modernste elektronische Stellwerk in Deutschland und wurde in Annaberg-Buchholz Süd in Betrieb genommen. Aufgrund der positiven Erfahrungen hat Siemens Mobility in Annaberg-Buchholz eine weitere neue Stellwerksgeneration entwickelt und in Zusammenarbeit mit der Erzgebirgsbahn unter realen Bedingungen in der Praxis erprobt. Nach einem erfolgreichen Testbetrieb und den erforderlichen Zulassungen ging im Jahr 2018 das europaweit erste digitale Stellwerk (DSTW) in Betrieb.

Nun arbeiten die DB und Siemens Mobility im Digitalen Testfeld Erzgebirge an einer Hybridversion des europäischen Zugbeeinflussungssystems European Train Control System (ETCS). Ziel dieser Technologie ist es, Lösungen für den bundesweiten Einsatz sowie der Steigerung der Streckenauslastung und Kapazitätserhöhung zu finden, ohne zusätzliche Infrastrukturmaßnahmen am Streckennetz vornehmen zu müssen.

Seit fünf Jahren intensive Forschung im Erzgebirge
Auch der Forschungscampus in Annaberg und das angrenzende Testfeld beschäftigen sich seit fünf Jahren intensiv mit der Entwicklung und Erprobung neuer Technologien rund um die Eisenbahn. Dabei ist die Erzgebirgsbahn das Herzstück. Auf der eigenen 24 km langen Teststrecke zwischen Annaberg-Buchholz und Schwarzenberg können innovative Ideen praktisch erprobt werden – von neuen Mobilfunkgenerationen bis hin zum automatisierten Bahnbetrieb. Hier arbeitet die Erzgebirgsbahn in der Region, innerhalb des DB Konzerns und im Rahmen des Smart Rail Connectivity Campus (SRCC), eng mit verschiedensten Partnern aus Industrie und Forschung zusammen, um den hochautomatisierten Bahnverkehr voranzutreiben.

Die DB RegioNetz Erzgebirgsbahn
Die Erzgebirgsbahn (EGB) mit Sitz in Chemnitz wurde 2002 als Regio-Netz gegründet und beschäftigt gegenwärtig rund 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die dafür sorgen, dass die Fahrgäste auf den Strecken Zwickau – Johanngeorgenstadt, Flöha – Olbernhau-Grünthal sowie Flöha – Annaberg-Buchholz – Cranzahl sicher und pünktlich an ihr Ziel kommen. Sie tragen zudem Verantwortung für die Instandhaltung von 185 Weichen, 12 mit Personal besetzte Stellwerke, 79 Bahnhöfe und Haltepunkte, 282 Brücken, 608 Durchlässe, 4 Tunnel, 27.500 m Stützbauwerke, 256 Bahnübergänge und 9 Reisenden-Sicherungsanlagen auf insgesamt 250 km eigener Infrastruktur. Die EGB ist zudem Pächter und Betreiber der Infrastruktur der Strecke Chemnitz – Aue, die zur Ausbaustufe 2 des Chemnitzer Modells gehört. Bekannt ist die EGB darüber hinaus als Innovationsschmiede, insbesondere auf dem Gebiet der Stellwerkstechnik.

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