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Dieselnetz im VVO geht an Potsdamer Unternehmen EGP

Betrieb auf nicht elektrifizierten Strecken bis 2014 gesichert • danach Neuvergabe des Ostsachsen-Netzes gemeinsam mit ZVON • VVO-Kundengarantien wirken ab Dezember 2010

Dresden, 19.03.2010 (BA)
Täglich sind knapp 8.000 Fahrgäste mit den Regionalbahnen in der Sächsischen Schweiz sowie in Richtung Kamenz, Königsbrück und Altenberg unterwegs. Das Dieselnetz im Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) Regionalbahnverkehr umfasst jährlich 1,7 Millionen Zugkilometer. Heute hat die Verbandsversammlung des Zweckverbandes Verkehrsverbund Oberelbe beschlossen, dass die Eisenbahngesellschaft Potsdam (EGP) den Zuschlag erhalten soll. „Der Betrieb wird am 12. Dezember 2010 aufgenommen“, sagte Arndt Steinbach, Verbandsvorsitzender und Landrat des Landkreises Meißen. Die endgültige Zuschlagserteilung könne jedoch frühestens zwei Wochen nach Information der Bieter erfolgen, deren Angebote nicht berücksichtigt wurden. Der Betrieb ist damit für die kommenden vier Jahre gesichert.

Die EGP setzt die bereits bekannten Dieseltriebwagen vom Typ Siemens Desiro ein, die über so genannte Schiebetritte verfügen. Damit können insbesondere mobilitätseingeschränkte Reisende wie Rollstuhlfahrer oder Eltern mit Kinderwagen besser in den Zug einsteigen, da der Spalt zwischen Bahnsteig und Fahrzeug überbrückt wird. „Mit der Entscheidung für die EGP geben wir einem relativ jungen Unternehmen am Markt eine Chance“, sagt VVO-Geschäftsführer Burkhard Ehlen. Sowohl die Sicherung der Qualität zu vertretbaren Kosten als auch der Fahrgast standen im Mittelpunkt der Ausschreibung. „Künftig sind fast die Hälfte aller Züge mit Kundenbetreuern besetzt. Des Weiteren werden ebenso wie in den Dresdner S-Bahnen und der Saxonia-Linie zwischen Dresden und Leipzig die VVO-Kundengarantien in punkto Pünktlichkeit, Anschluss, Sauberkeit und Information eingeführt“, so Ehlen weiter.

Die EGP hatte im Rahmen der europaweiten Ausschreibung das wirtschaftlichste Angebot abgegeben. Dazu sagt Geschäftsführer Dr. Klaus-Peter Dietz: „Wir nehmen den Auftrag gern an und wollen beweisen, dass auch ein mittelständisches Unternehmen im vom Wettbewerb geprägten Nahverkehr beste Leistungen bringt.“ Für den Betrieb miete die EGP 15 neue Dieseltriebwagen, die im sächsischen Kamenz gewartet werden.

Das Netz
Mit den Regionalbahnen in der Sächsischen Schweiz sowie in Richtung Kamenz, Königsbrück und Altenberg sind montags bis freitags 7.800 Fahrgäste pro Tag unterwegs. Das Netz umfasst eine jährliche Leistung von 1,7 Millionen Zugkilometern. Es besteht aus folgenden Linien:

  • Dresden-Neustadt – Königsbrück (RB 33)
  • Dresden Hbf – Kamenz (RB 34)
  • Pirna – Neustadt/Sa. – Sebnitz – Bad Schandau (RB 71)
  • Heidenau–Altenberg (RB 72)
  • Dresden Hbf – Heidenau – Altenberg (WintersportExpress RE 19)

Inhalt und Ablauf der Ausschreibung
An der Ausschreibung, die im November 2009 mit der Veröffentlichung im Europäischen Amtsblatt gestartet war, beteiligten sich drei Unternehmen. Das Netz wurde bereits im Jahr 2008 schon einmal europaweit ausgeschrieben, das Vergabeverfahren musste aufgrund von Formfehlern jedoch im Februar 2009 aufgehoben werden. Auch bei der erneuten Ausschreibung hatte der VVO in den Ausschreibungsbedingungen hohe Anforderungen an die Qualität zwingend vorgegeben. So wurde unter anderem verlangt:

  • Einsatz von Kundenbetreuern in 40 Prozent aller Züge als persönliche Ansprechpartner in allen Zügen
  • Einführung der VVO-Kundengarantien
  • Ticketkauf ist in den Zügen möglich

Die Vertragslaufzeit beträgt vier Jahre, weil ab Dezember 2014 geplant ist, das Ostsachsen-Netz, in dem das Dieselnetz integriert wird, gemeinsam mit dem Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (ZVON) neu auszuschreiben und zu vergeben. Damit gibt es die Chance, ein größeres Netz zusammen zu stellen, das von potentiellen Wettbewerbern noch wirtschaftlicher betrieben werden kann. Die EGP erhält vom Vertriebsdienstleister DB Vertrieb die Technik beigestellt, die sie für den Vertrieb benötigt. Dazu zählen Verkaufsgeräte für die Zugbegleiter und stationäre Automaten für den Ticketverkauf sowie die kundenfreundlich platzierten Entwerter auf allen Bahnsteigen.

Was ändert sich für den Fahrgast?
Mit der Betriebsaufnahme am 12. Dezember 2010 gelten im Dresdner S-Bahn-Netz die bereits bekannten VVO-Kundengarantien. Im Einzelnen sind das:

  • Pünktlichkeitsgarantie: Erreicht der Zug den Einstiegsbahnhof 15 Minuten zu spät oder der Kunde verpasst seinen Zug, weil dieser zu früh abfuhr, wird die Weiterfahrt im VVO-Gebiet organisiert. Die Garantie greift ebenso, wenn der Zug mehr als 15 Minuten später als geplant ans Ziel kommt.
  • Anschlussgarantie: Im VVO gibt es so genannte Bahnhöfe mit Anschlusssicherung wie Dresden Neustadt und Dresden Hauptbahnhof. Im Fahrplan sind diese explizit gekennzeichnet. Der Kunde erhält eine Entschädigung, wenn er in den so genannten Tagesrandlagen seinen Anschluss an ein anderes Verkehrsmittel im Verbundraum nicht erreicht oder sich die Fahrt um mehr als 15 Minuten verzögert. Des Weiteren wird durch EGP die alternative Weiterreise mittels Sammeltaxi oder Taxi garantiert.
  • Sauberkeitsgarantie: Saubere Fahrzeuge sind selbstverständlich, sie werden vor und im laufenden Betrieb regelmäßig gereinigt. Wird dennoch das Kleidungsstück eines Fahrgastes durch Verschulden des Eisenbahnunternehmens schmutzig, übernimmt die EGP die Reinigungskosten.
  • Informationsgarantie: Gibt es Störungen im Betriebsablauf, müssen innerhalb von fünf Minuten die Kunden darüber aufgeklärt werden. Zudem ist von dieser Garantie der Fall umfasst, dass der Fahrgast die Differenz zurück bekommt, wenn er aufgrund von fehlerhaften oder unvollständigen Informationen durch das Unternehmen zu viel gezahlt hat. Der zentrale Kundenservice hilft kostenfrei per Anruf, Fax oder E-Mail.

Für alle Kundengarantien gilt, dass betroffene Fahrgäste als Entschädigung neben den aufgeführten Leistungen zudem ein Garantieticket in Form einer 4er-Karte erhalten.

Die Garantiekarten sind in Servicezentren und den Zügen erhältlich. Zudem gibt es die Möglichkeit ein entsprechendes Formular direkt unter: www.vvo-online.de auszufüllen. Des Weiteren gibt es mit dem Start im Dezember 2010 eine kostenlose Servicenummer, die während der Betriebszeit der Züge immer besetzt ist.

Hintergrund und Ausblick auf den weiteren Wettbewerb
Die Kernaufgaben des Verkehrsverbundes sind die Schaffung und Weiterentwicklung eines einheitlichen Tarifs, Fahrplans, Vertriebs und Marketings. Des Weiteren ist der VVO seit 1998 Aufgabenträger für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV). Er plant den SPNV und beauftragt die Eisenbahnunternehmen mit der Durchführung der Verkehre. Bereits im Oktober 2009 wurde mit der DB Regio Südost GmbH der Verkehrsvertrag für die Saxonia-Linie geschlossen. Diese verbindet die Hauptbahnhöfe Leipzigs und Dresdens. Von Juni 2011 an betreibt die DB Regio Südost GmbH die Saxonia für die kommenden zehn Jahre. Am 4. März 2010 erhielt die DB Regio AG den Zuschlag für den Betrieb der Dresdner S-Bahn-Linien S 1, S 2 und S 3. Zukünftig werden die SPNV-Ausschreibungen kontinuierlich fortgesetzt. Derzeit läuft unter Federführung des Nachbarverbundes Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg die Ausschreibung für das Elbe-Elster-Netz.

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