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2:0 für Stuttgart 21-Gegner nach zweiter Schlichtungsrunde

Stuttgart, 31.10.2010 (BA)
Auch die zweite Runde der Schlichtungsgespräche um Stuttgart 21 hat wieder bemerkenswerte Sachverhalte ans Tageslicht gebracht, die das umstrittene Großprojekt noch mehr in Frage stellen.

Die Vertreter der Bahn waren nicht in der Lage einen konkreten Fahrplan/Betriebskonzept für Stuttgart 21 vorzulegen. Obwohl schon mit dem Bau begonnen wurde, existiert für das seit 16 Jahren angeblich „bestgeplante Bahnprojekt Deutschlands“ nur einen Fahrplanzwischenstand. Der Zielfahrplan bleibt weiterhin nebulös und ist dem grünen Verkehrsexperten Boris Palmer ein nicht nachvollziehbarer „Kraut- und Rübenfahrplan“!

Auch das vom Aktionsbündnis geforderte Notfallkonzept bei S-Bahnstörungen konnten die Bahnvertreter nicht konkret darlegen und es blieben auch hier viele Fragen offen. Sowohl Fahrplan als auch Notfallkonzept mussten auf eine der folgenden Sitzungen vertagt werden.

Der seitens der Bahn vorgelegte Zwischenfahrplan hat ergeben, dass bei Stuttgart 21 in der Spitzenstunde 38 Züge fahren. Beim bestehenden Kopfbahnhof jedoch fahren auch schon 35 Züge. Der Unterschied beträgt also 3 Züge, was nicht einmal 10 % entspricht. Also deutlich weniger als die immer von der DB behaupteten 37% Steigerung der Zugzahlen. Bahnchef Grube spricht sogar immer von 50 % Steigerung. Beim Vergleich zu Kopfbahnhof 21 – dem verbesserten Kopfbahnhof, sieht die Bilanz für Stuttgart 21 noch schlechter aus. Mehr dazu nächste Woche, wenn das Alternativkonzept Kopfbahnhof 21 vom Aktionsbündnis vorgestellt wird.

Boris Palmers Einwand, dass „die wirtschaftliche Zukunft des Landes unmöglich an einem Projekt hängen kann, das nur 0,5 % Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene und nur 0,2 % Zunahme der wirtschaftlichen Wertschöpfung in Baden-Württemberg bewirkt“, konnte Wirtschaftsminister Pfisterer nicht widerlegen. Palmer: „Für solch geringem Nutzen Milliarden auszugeben, ist unverantwortlich“!

Die Leistungsfähigkeit von Stuttgart 21 wird sehr stark von vielen Engstellen auf den Fildern beeinträchtigt. Hierbei zu nennen sind z.B. die nur eingleisigen Kurven in Stuttgart-Rohr und in Wendlingen, der nur auf einer Seite anfahrbare S-Bahnhof Flughafen, und auch die nur eingleisige Zufahrt zum Flughafen-Fernbahnhof. Stuttgart 21 hat eine generell zu knapp bemessene Infrastruktur. Dieser Mangel kann offensichtlich nicht durch einen optimierten Fahrplan kompensiert werden.

In diesem Zusammenhang weist die BUND Landesvorsitzende Brigitte Dahlbender darauf hin, dass die Genehmigung zum Planfeststellungsabschnitt 1.3 Flughafen noch nicht vorliegt und damit der Baubeginn von Stuttgart 21 an sich nicht nachvollziehbar ist.

Auch bei der signaltechnischen Ausrüstung ist die Planung – insbesondere beim Fildertunnel – noch völlig unklaren. Damit Regionalzüge und S-Bahnen den Fildertunnel überhaupt befahren können, müssen zwei unterschiedliche Signalsysteme installiert werden. Das bedeutet weitere Mehrkosten für das Gesamtprojekt Stuttgart 21.

Auch die Sinnhaftigkeit der Flughafenanbindung an den Fernverkehr wurde in Zweifel gezogen – zumal die Bahn nur alle 2 Stunden einen ICE-Halt dort vorsieht.

„In Zeiten des Klimawandels stehen 1,2 Millionen mehr Fluggäste, die durch Stuttgart 21 generiert werden sollen, nicht für eine zukunftsweisende ökologische Verkehrspolitik“, sagt SÖS-Stadtrat Hannes Rockenbauch.

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