Bahnprojekt Allgäu
Abschluss der Bauarbeiten auf der Bahnstrecke Hergatz - Kißlegg – Leutkirch
Über 7 Kilometer Gleise zwischen Hergatz, Kißlegg und Leutkirch für rund sieben Millionen Euro erneuert
München/Kempten, 20.08.2004 (BA)
Im Rahmen des "Bahnprojekts Allgäu“ wird die Bahninfrastruktur grundlegend saniert. Bis 2006 über- nehmen die Bagger die Regie auf den beiden insgesamt 300 Kilometer langen Strecken zwischen München - Memmingen/ Kempten und Lindau.
Seit 21. Juni wurden zwischen Hergatz, Kißlegg und Leutkirch auf insgesamt drei Streckenabschnitten für rund sieben Millionen Euro über sieben Kilometer Gleise und das Gleisbett erneuert. Die Arbeiten und der Einsatz von Bussen in den betroffenen Abschnitten sind jetzt im Endspurt und sollen planmäßig am 29. August abgeschlossen werden. Ab Montag, 30. August, wird der Zugverkehr wieder ohne Unter- brechung auf der Strecke Memmingen - Lindau fahren können.

Gleis- und Untergrunderneuerung im Detail
Die Arbeiten beginnen grundsätzlich mit dem Ausbau der alten Schienen und Schwellen. Anschließend wird der alte Schotter entfernt und nach Möglichkeit zur späteren Wiederverwendung gereinigt. Nach dem Aushub der Material- und Erdschichten unterhalb des Schotterbetts wird der Untergrund verdichtet. Je nach Bodenverhältnissen werden zur Stabilisierung teilweise Folien aus Geoverbundstoffen eingebaut oder zusätzliche Kalkschichten aufgestreut. Darauf wird dann die so genannte "Planumsschutzschicht" (PSS) aufgebaut.
Dabei handelt es sich um eine Frostschutzschicht, die durch Kies mit unterschiedlichen Feinkornan- teilen je nach Untergrund und Bedarf wasserdurchlässig oder -undurchlässig ist. Anschließend wird die erste  Schotterschicht eingebaut. Darauf werden die neuen Schwellen verlegt. Für den Einsatz der Arbeitsmaschinen und -züge werden zunächst auf diesen Schwellen Arbeitsschienen montiert. Hierzu kommen teilweise noch einmal die alten Schienen zum Einsatz. In einem nächsten Arbeitsschritt wird eine weitere Ladung Schotter eingeschüttet und mit einer so genannten „Stopfmaschine“ verdichtet. Dabei werden die neuen Schwellen bereits in ihre endgültigen Lage eingehoben.
Im Anschluss daran erfolgt der Einbau der Neuschienen, die in ganzen Stücken von jeweils 120 Metern Länge auf die Schwellen geschraubt werden. Je nach örtlichen Gegebenheiten wird das Gleis mit wei- teren "Stopfgängen" stabilisiert und die Schienenstücke miteinander verschweißt. In einem letzten Arbeitsschritt werden die Schweißnähte abgeschliffen, um die Laufruhe der Bahnfahrzeuge zu gewähr- leisten.

Bauabschnitt Kißlegg - Hergatz
In Kißlegg starteten am 21. Juni am Bahnübergang "St. Pouliguen Straße" die Gleisbauarbeiten. Rund 4,5 Kilometer Gleise wurden dabei erneuert. Mit so genannten "Zweiwege-Baggern" erfolgte der Ausbau der Schienen in 15 Meter-Stücken und der Schwellen. Im Anschluss daran wurde der alte Schotter aus- gehoben (insgesamt 11.000 m3) und auf eine Bereitstellungsfläche gefahren. Diese wurde im Sinne der Bevölkerung außerhalb des Ortsbereiches von Kißlegg gewählt und ausgewiesen.

Ende Juni begann der Aushub von insgesamt 17.500 m3  Bodenmaterial. Ende Juli konnte schließlich die erste neue Schotterschicht aufgeschüttet werden. Im Anschluss daran wurden bis zum 3. August rund 7.700 neuen Betonschwellen verlegt und verdichtet. Bis zum 9. August wurden insgesamt 9.200 Meter neue Schienen verlegt. Anschließend folgten weitere „Stopfgänge“ und Schweißarbeiten an den neuen Schienen. Abschließend werden am 25. und 26. August 2004 noch die Schienen geschliffen und die Arbeiten in diesem Bauabschnitt beendet.

Im Rahmen der Bauarbeiten konnte die Erneuerung von drei Wasserdurchlässen für kleinere Bäche in Kißlegg im Bereich der "St. Pouliguen Straße" vorgezogen werden. Sie war ursprünglich erst im Jahr 2005 vorgesehen. Darüber hinaus wurde zusätzlich der Belag an vier Bahnübergängen und die Abdich- tung der Brücke über die "Ach" erneuert. Außerdem wurden rund 3500 Meter Signal- und Fernmelde- kabel neuverlegt sowie Kabeltrassen verschwenkt bzw. teilweise erneuert. In Spitzenzeiten waren bis zu 15 Bagger und 40 LKWs gleichzeitig im Einsatz.

Schutz der Biotope und Rücksichtnahme auf Bevölkerung
Zum Schutz der vorhandenen Biotope und Naturflächen wurde in Abstimmung mit der Gemeinde nach einem besonderen Logistikkonzept verfahren. Es wurden keine gesonderten Baustraßen angelegt. Die Einfahrten zur Baustelle erfolgten nur über die vorhandenen Bahnübergänge. Somit konnte der Bau- stellenverkehr fast gänzlich aus dem Ortsbereich von Kißlegg ferngehalten werden. Darüber hinaus wurde aus Rücksichtnahme auf die Bevölkerung, mit Ausnahme von zwei Wochenenden, am Sonntag nicht gebaut. Im Bereich des „Fürstlich Waldburg-Zeilsches Altenpflegeheims Bärenweiler“ wurden außerdem die täglichen Bauzeiten auf die Zeit von 7.00 Uhr bis 12.00 Uhr und von 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr beschränkt.

Bauabschnitt Kißlegg - Leutkirch
Die Gleisbauarbeiten begannen am 19. Juli etwa fünf Kilometer außerhalb von Kißlegg. Mit einem speziellen Eisenbahndrehkran (EDK), der eine Tragkraft von 130 Tonnen aufweist, wurden die Schienen und Schwellen komplett etwa 15 Meter langen Stücken ausgehoben. Innerhalb von drei Tagen wurden hier auf zwei Streckenabschnitten insgesamt rund 5.200 alte Holz- und Betonschwellen und rund 6.700 Meter Altschienen ausgebaut sowie rund 6.000 m3 Altschotter ausgehoben. Bei den nachfolgenden Erdarbeiten wurden rund 11.100 m3 Bodenmaterial bewegt. Aufgrund der vorhandenen Torfschichten im Untergrund musste der Boden teilweise bis zu einer Tiefe von 80 Zentimetern zusätzlich durch festeres Material ausgetauscht werden um Stabilität zu erhalten.

Grundwasserschutz und Abschluss der Arbeiten
Aus Wasserschutzgründen konnten bei der Bodenstabilisierung keine Kalkstreuschichten eingesetzt werden. Sie wurden beim Einbau der Planumsschutzschicht durch dickere Kiesschichten ersetzt. Nachdem die erste neue Schotterschicht eingebaut wurde, begann ab dem 13. August vom Bahnhof Kißlegg ausgehend der Einbau der Schwellen und Schienen. Bis zum 22. August müssen noch Hebe- und Verdichtungsarbeiten mit der Stopfmaschine durchgeführt und die neuen Schienen verschweißt werden. Am 26. und 27. August werden abschließend die Schienen geschliffen.

Zugverkehr wieder ohne Behinderungen möglich
Nach Abschluss der Arbeiten kann am Montag, 30. August, der Zugverkehr zwischen Lindau und Memmingen wieder planmäßig und ohne Unterbrechungen aufgenommen werden. Durch die Bündelung der Baumaßnahmen konnten die Einschränkungen für die Reisenden so gering wie möglich gehalten und zeitlich verkürzt werden.

 

 

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