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Der französische Hochgeschwindigkeitszug TGV stößt nun Richtung Mitteleuropa vor
Paris, 29.01.2002 "TGV Ost", heißt das Projekt, zu dem am
Montag der Spatenstich fiel. Zur Hochgeschwindigkeits- strecke wird die Verbindung Paris - Straßburg. Doch die französische Bahn hofft auf mehr. Mit einer neuen Bahnbrücke über den Rhein könnte der französische TGV erstmals mit dem
deutschen ICE-Netz verbunden werden. Paris - München in vier Stunden wäre dann keine Utopie mehr. Große Geschwindigkeit nach Osten
Nach jahrzehntelangem Tauziehen ist es so weit: Der Trassenbau
für den französischen Hochgeschwin- digkeitszug TGV von Paris nach Straßburg hat begonnen. Der erste Spatenstich fiel am Montag im lothringischen Baudrecourt, wo auch der erste Streckenabschitt enden wird. Der knapp 300 Kilometer lange Abschnitt soll bis 2006 fertig gestellt sein.
Stark verkürzte Fahrzeiten Mit dem Superschnellzug wird
die Fahrzeit von Paris nach Straßburg fast halbiert - auf zwei Stunden und 19 Minuten. München wird dann sechs Stunden und 40 Minuten von der französischen Hauptstadt entfernt liegen, Stuttgart vier Stunden. Würde der TGV Ost
mit dem deutschen ICE-Netz verbunden, dann könnte am Ende des Tages die Fahrzeit von Paris nach München auf vier Stunden reduziert werden.
Mit 320 km/h gen Osten Nach Auskunft der französischen Staatsbahn wird der "Ost-TGV" eine Spitzengeschwindigkeit von 320
Stundenkilometern erreichen. Vom künftigen TGV-Bahnhof Baudrecourt aus werden die Züge aber zu- nächst mit normalem Schnellzugtempo weiterfahren - entweder nach Saarbrücken und Luxemburg oder nach Straßburg. Der Weiterbau der
Hochgeschwindigkeitstrasse von Baudrecourt bis Straßburg ist erst für später angepeilt - und damit eine weitere Reduzierung der Fahrzeit um 40 Minuten. Doch für diesen zweiten, rund 100 Kilometer langen Bauabschnitt gibt es weder
Zeitplan noch Finanzierungskonzept. Frankreich drängt Deutschland Dennoch drängt Frankreich auf eine Anbindung des "Ost-TGV" an das deutsche ICE-Netz bis 2006. Deutschland habe sich verpflichtet, diese "zeitgleich mit den französischen
Bauarbeiten" sicherzu- stellen. Dazu müßte "unverzüglich" mit dem Ausbau der Eisenbahnbrücke über den Rhein zwischen Straßburg und Kehl begonnen werden. Gelassene Deutsche Auf der rechten Rheinseite reagiert man gelassen. "Noch ist ja gar nicht
klar, wann der TGV überhaupt mi TGV-Geschwindigkeit bis Straßburg fährt", betont die zuständige Referentin im Stuttgarter Verkehrs- ministerium, Michaela Preuß. Solange es dafür keinen Zeitplan gebe, sei die Anbindung nicht
vorrangig.Priorität habe für die deutsche Seite der Ausbau der überlasteten ICE-Strecke Basel - Karlsruhe. Diese soll später mit der TGV-Trasse verbunden werden - durch den Ausbau einer rund 17 Kilometer langen Bahnstrecke ab
der Rheinbrücke. Das werde rechtzeitig mit Fertigstellung des zweiten TGV-Abschnitts geschehen, hieß es bei der Deutschen Bahn AG.
Wer trägt die Kosten? An den Baukosten für den ersten Trassenabschnitt in Höhe von mindestens 3,12 Milliarden Euro betei- ligen sich neben der
Pariser Regierung auch die betroffenen Regionen in Ostfrankreich und Luxemburg. Da der "Ost-TGV" wegen der später geplanten Anbindung an das ICE-Netz bei Straßburg und Saar- brücken ein europäisches Verkehrsprojekt ist,
steuert außerdem die Europäische Union 320 Millionen Euro bei.
Langes Tauziehen um den Weg nach Osten Seit 20 Jahren gibt es schon das Tauziehen um den TGV nach Osten Paris, 29.01.2002
Für das Mammutprojekt "Ost-TGV" machen sich Regionalpolitiker im Elsass und in Lothringen seit über 20 Jahren stark. Wegen der hohen Kosten und
Zweifeln an der Rentabilität wurde es jedoch immer wie- der verschoben – so daß Ostfrankreich die letzte Region ist, die noch nicht per TGV mit Paris verbun- den ist. Für Verärgerung sorgte das vor allem in Straßburg. Zwar
konnte die Stadt, in der Europaparlament und Europarat ihren Sitz haben, in den letzten Jahren mehrere prestigeträchtige Einrichtungen gewinnen, etwa die Elite-Verwaltungsschule ENA, das Haupt- quartier der Europa-Armee
"Eurokorps" und den deutsch-französischen Kultursender ARTE. Doch die schlechte Verkehrsverbindung nach Paris, Frankreichs unangefochtenem wirtschaftlichen und kulturellen Mittelpunkt, benachteiligt die Europastadt
bisher gegenüber anderen Regionalmetropolen wie Lyon, Lille oder Bordeaux. Rekordumsätze durch Paris – Marseille TGV-Schnellzüge in Frankreich bewähren sich als Publikumsmagnet Paris, 29.01.2002
Die neue Strecke Paris - Marseille hat den TGV-Schnellzügen in Frankreich ein kräftiges Passagier- wachstum beschert. Wie die staatliche Bahngesellschaft SNCF
mitteilte, stieg der Umsatz bei den Hochgeschwindigkeitsverbindungen im vergangenen Jahr insgesamt um 11,4 Prozent auf 2,7 Mrd. Euro und damit auf einen neuen Rekordwert. Mehr Fahrgäste als die Flugroute Die TGV-Strecke zwischen Paris und Marseille (TGV Med) war im Juni
eröffnet worden. Der TGV Med verzeichnete auf dieser Strecke bereits wenige Wochen nach Inbetriebnahme mehr Fahrgäste als die Fluggesellschaften auf dieser Route. Die Fahrzeit auf der 750-Kilometer-Distanz beträgt nur drei
Stunden. Andere Erfolgsstrecken des fran- zösischen Schnellbahnnetzes sind die Verbindungen von Paris zum Eurotunnel Richtung London und von Paris nach Brüssel. Probleme im Norden Probleme hatte die SNCF im vergangenen Jahr auf den Verbindungen Richtung Norden
durch ein An- steigen des Grundwasserpegels in der Picardie. Aus Sicherheitsgründen mußten die Züge in dieser Re- gion häufig mit gedrosseltem Tempo fahren. Zahlreiche Fahrgäste ließen sich einen Teil des Fahrprei- ses erstatten.
Auf Eroberungskurs in ganz Europa Befürworter des geplanten TGV-Rhein-Rhone befürchten Verzögerungen Paris, 31.07.2001 Die Jungfernfahrt des französischen Superschnellzugs "TGV-Mediterranee" zwischen Paris und Mar- seille beflügelte Anfang Juni auch die Befürworter eines anderen
Bahnprojekts. In ganzseitigen Anzeigen in mehreren französischen Zeitungen machten sie für den zügigen Ausbau der TGV-Strecke Rhein - Rhone mobil, die eine Hochgeschwindigkeitsverbindung von der Nordsee bis ans Mittelmeer
schaffen soll. Die Planungsphasen Dazu ist zunächst eine
TGV-Trasse zwischen der südelsässischen Stadt Mülhausen und Dijon vorge- sehen, die nach heutiger Planung bis 2008 fertig gestellt sein soll. In einer zweiten Phase soll eine Ver- bindung von Dijon nach Lyon und damit eine
Anbindung an die neue TGV-Mediterranee-Trasse folgen. "Germanen und Latiner näher bringen" Die Nord-Süd-Trasse, so die Vereinigung TGV-Rhin-Rhone, werde den Norden und Süden Europas ein- ander näher bringen, die "Welt der Germanen und die der Latiner". Deren
Zusammenwirken mache "seit Jahrhunderten die Identität und den Reichtum Europas" aus, schwärmt die Ver- einigung.
Frankfurt - Marseille in sechs Stunden Der TGV-Rhein-Rhone würde die Fahrzeit von Frankfurt nach Marseille von derzeit elf auf sechs Stunden und
15 Minuten reduzieren, die Fahrzeit nach Barcelona auf acht Stunden 15 Minuten. Noch ist die Finanzierung allerdings nicht gesichert und die Befürworter fürchten Verzögerungen. SNCF setzt auf Wachstum Superzug der Rekorde: Auch was die Kosten betrifft Paris, 31.07.2001 Der Chef der französischen Staatsbahn SNCF, Louis Gallois, glaubt trotz
der zahlreichen Pannen seit dem Start der neuen, superschnellen TGV-Bahnverbindung Marseille – Paris Anfang Juni an einen Erfolg des neuen Prestigeprojekts. Sechs Millionen Fahrgäste bis 2003? Bis 2003 will Gallois mit dem Hochgeschwindigkeitszug
"TGV-Mediterranee" rund sechs Millionen neue Fahrgäste hauptsächlich vom Flugzeug weg in die Bahn locken. Er hofft, in drei bis vier Jahren die Ge- winnschwelle zu erreichen. Teure Pachtgebühren Die Staatseisenbahn zahlt für die 3,8 Mrd. Euro teure und von vielen Tunnels
und Brücken gesäumte Strecke, die von der Schienenwegsgesellschaft Reseau Ferre de France finanziert wurde, Pachtgebüh- ren, die von jährlich 76,69 Mio. Euro bis 2008 153,38 Mio. Euro steigen sollen. Hohe Anrainer-Entschädigungen Die Kosten des TGV-Med wurden auch durch Proteste von
Anrainern und Umweltschützern erhöht. Die Entschädigungszone für Anrainer wurde von 50 auf 150 Meter ausgedehnt. 25.000 Bürger erhalten auf dieser Grundlage einen finanziellen Ausgleich. 1,2 Millionen Bäume wurden neu gepflanzt.
Schutzwände sollen den Lärm begrenzen. Seit 20 Jahren auf Schiene Seit 1981 die erste TGV-Strecke von Paris nach Lyon eingeweiht wurde, begeisterte der Superzug die Franzosen dennoch wieder für die Bahn. "800 bis 850 Millionen Reisende fuhren seitdem
im TGV. Im vergangenen Jahr waren es allein 80 Millionen", sagte Gallois. Kartenverkauf boomt Jedenfalls brauchen die Betreiber weiterhin ausgebuchte Züge. Der Kartenverkauf für die neue Verbin- dung von Paris nach Marseille boomte bereits vor ihrem Start. "Es sind bisher
670.000 Fahrkarten für die nächsten beiden Monate verkauft worden", berichtete Gallois im Juni. Teurer als Flug Für das Vergnügen, mit Hochgeschwindigkeit durch die Provence zu rasen, zahlt der Fahrgast aller- dings hin und zurück über 152 Euro in einem Abteil der zweiten Klasse, etwas mehr
als für einen Flug. Dafür fahren die High-Tech-Züge im Stundentakt und in Stoßzeiten sogar alle 30 Minuten. "Maßvoll" nennt die SNCF diese Preise. Bisherige Air-France-Domäne Bisher galt die Verbindung von Paris in die zweitgrößte Stadt
Frankreichs, Marseille, als Domäne des Flugverkehrs. Die französische Fluggesellschaft Air France stellt sich daher auf eine harte Konkurrenz ein.
Zuletzt in Schwierigkeiten Die Regionalfluggesellschaft Air Liberte (zuvor AOM) ist nicht zuletzt wegen des schnellen TGV in wirt-
schaftliche Schwierigkeiten geraten. Die Verbindung zwischen Brüssel und Paris stellte Air France im März ein und verweist ihre Kunden seither auf die Thalys-Züge der SNCF. Verkehrsexperten halten es für möglich, daß der Anteil
der Bahnreisenden auf der Strecke Paris - Mar- seille schon in wenigen Jahren doppelt so hoch liegt wie die Zahl der Flugreisenden.
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