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Rangieren im Umweltschongang
Erste DB-Lok fährt mit flüssigem Erdgas
Keiner rangiert reiner: Im Bereich des Münchener Hauptbahnhofs nimmt jetzt
die erste mit flüssigem Erdgas (Liquefied Natural Gas, LNG) betriebene Ran- gierlokomotive der Deutschen Bahn AG ihren Dienst auf. Die Maschine, die wie die Diesel betriebenen Lokomotiven dort täglich kom-
plette Reisezüge bereitstellt, soll die Bahntauglichkeit von Erdgas als beson- ders umweltschonende und wettbewerbsfähige Alternative zum Dieselkraftstoff unter Beweis stellen. Die Federführung des Pilotprojekts liegt beim FTZ in
München. Im Blickpunkt des Forscherinteresses stehen Energieverbrauch, Reichweite, Kraftstoffbereit- stellung, Schadstoff- und Lärmemissionen sowie Lebenszykluskosten des mit flüssigem Erdgas fahren- den Ex-Diesels.
Als Erprobungsträger dient die FTZ-eigene Kleinlok 760 877-1, die generalüberholt und umgerüstet aus dem DB-Werk in Chemnitz kommt. Dort erhielt die Lokomotive einen neuen Gasmotor sowie einen Flüssig- Erdgastank. Ausgebaut wurden alle nicht mehr benötigten Diesel-Komponenten.
Der Gasmotor vom Typ Caterpillar G 3508 TA-54 ist ein auf Gasantrieb und Fremdzündung umgerüsteter Caterpillar-Dieselmotor ID 3508. Er leistet 472 kW. Eingebaut wurde er im vorderen Vorbau der Lok. Die Übertragung der
Motorleistung auf die Antriebsräder erfolgt wie beim Dieselantrieb per Voith- Hydraulikgetriebe mit Nachschaltgetriebe. Das im hinteren Vorbau unterge-
brachte LNG-Tanksystem von Linde faßt maximal 872 Liter flüssiges Erdgas bei rund vier bar Überdruck und einer Temperatur von -138'C. In einem Wärmetauscher wird das Erdgas auf +20'C erwärmt und in
gasförmigem Zustand bei 2,5 bar dem Motor zugeführt. Alles in allem zeichnet sich das System durch geringes Gewicht und hohe Sicherheitsstandards aus. Für den Nachschub mit flüssigem Erdgas sorgt
eine stationäre LNG-Tankstelle im Bereich des Münchener Hauptbahnhofs. Die Rangierlok mit LNG-Antrieb schließt nahtlos an die Erprobung von zwei
Verbrennungstriebwagen der Baureihe 772 an. Diese waren mit einem kom- primierten Erdgas-Antriebssystem (Compressed Natural Gas, CNG) ausge- rüstet und auf der Insel Usedom eingesetzt. Die Erdgaslok kommt aufgrund
der höheren Energiedichte von LNG mit einem wesentlich kleineren Tank aus als die Triebwagen mit CNG. Erstes Fazit von Ulrich Hattensperger vom FTZ-Projektteam: "Ökobilanz, einfache Handhabung bei knappem Bauraum,
hohe Energiedichte und große Reichweiten sprechen für einen Bahneinsatz von LNG."
Quelle: BahnTech 1/2001 |
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