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Sicherheit geht vor: GDL widerspricht Allianz pro Schiene

Frankfurt a. M., 31.01.2013 (BA/gm)
„Wir können froh sein, dass wir in Deutschland eine unabhängige und funktionierende Behörde wie das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) haben. Ein Amt, das sich nicht von den Lobbyisten der Bahnindustrie und Eisenbahnunternehmen einschüchtern lässt“, so der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) Claus Weselsky. Damit widerspricht er der Allianz pro Schiene (ApS), obwohl die GDL auch Mitglied in diesem Verband ist. Die ApS bemängelte in Berlin: „So wie bisher kann es mit der Zulassungspraxis nicht weitergehen. Ausländische Zughersteller beobachten die Bürokratie-Hürden in Deutschland mit großem Misstrauen und fragen sich, ob ihr Engagement belohnt wird.“ Die ApS tritt hier als Lobbyist für ihre Mitglieder der international operierenden Hersteller auf. Für die GDL steht jedoch die Sicherheit ihrer Mitglieder und auch der Fahrgäste an der ersten Stelle.

Immer größere Fahrzeugvielfalt
„Wir reden in allen Fällen von Fahrzeugzulassungen von der unabdingbaren Gewährung zuverlässiger, sicherer Eisenbahntechnik“, so Weselsky und weiter: „Dabei können wir die Zughersteller ja noch verstehen, die die langen Zulassungsverfahren begleiten müssen. Es liegt hauptsächlich an der immer größeren Fahrzeugvielfalt auf unseren Schienen. Die Ausstattungswünsche der Eisenbahnunternehmen oder der Aufgabenträger im Schienenpersonennahverkehr haben ausufernde Dimensionen angenommen. Und diese Fahrzeugvielfalt benötigt eben ständig neue Zulassungsverfahren durch das EBA.“

Personalmangel beim EBA
Dem EBA fehlt jedoch das entsprechende Personal. Seit 1994 ist der Personalbestand des EBAs bei gleichzeitiger Übernahme neuer Aufgaben um 30 Prozent reduziert worden. Gleichzeitig hat sich seit der Bahnreform der gesamte Eisenbahnmarkt wesentlich geändert. Inzwischen sind rund 400 Unternehmen mit einer Vielzahl unterschiedlicher Fahrzeuge auf dem deutschen Schienennetz tätig. Die Aufgaben für das EBA sind in den vergangenen Jahren zudem insgesamt erheblich komplexer und umfangreicher geworden. Die GDL fordert daher, dass das EBA personell und finanziell so ausgestattet wird, dass es die ihm zugewiesenen Aufgaben in qualitativ hochwertiger Form und in angemessener Zeit erledigen kann.

Trend, über Behörden zu schimpfen
Manchmal ist es auch die Bahnindustrie selbst, die für Verzögerungen sorgt, weil sie notwendige Unterlagen zu spät oder erst nach Aufforderung einreicht. Weselsky: „Darüber hinaus liegt es in Deutschland im Trend, über Behörden zu schimpfen. Manchmal ist es aber auch gut, zu schauen, wer sich warum worüber aufregt. Zudem weiß im Eisenbahnsektor scheinbar jeder besser als das zuständige EBA, welche Sicherheitsauflagen und Zulassungskriterien zu erfüllen sind.“ Dabei sind einige Unfälle mit technischen Ursachen, wie fehlerhafte Achsen, noch gut in Erinnerung, wie beispielsweise der am 17. Mai 2010 mit Flüssiggas gefüllte Wagen eines Güterzuges in der Nähe des Bahnhofs von Viareggio (Norditalien), der entgleiste und explodierte. Die Explosion und der sich daraus entwickelnde Großbrand richteten in der Stadt schwere Schäden und Verwüstungen an und forderten mehrere Todesopfer.

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