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Österreich: „Modern Times“ für Bus 4.0

Branche fordert Entbürokratisierungsschub durch Nutzung von Digitalisierungspotentialen • Mehr als 70 Aussteller auf der Fachmesse zur Bundesfachtagung der Autobusunternehmungen in Wels

Wien, 19.11.2017 (BA/gm)
Der zweite und letzte Tag der Bundesfachtagung der heimischen Busbranche in Wels wurde von einer umfassenden Fachmesse mit zahlreichen Ausstellern begleitet. Zukunftstrends von E-Mobility und autonom fahrenden Bussen über die Chancen der Digitalisierung bis hin zur Zukunft der Bustouristik wurden vorgestellt. 

Auf dem Weg in die „Modern Times“ für den Bus 4.0 braucht die Branche einen Entbürokratisierungsschub, unterstrich WKÖ- Berufsgruppenobmann Martin Horvath am vergangenen Donnerstag bei dem Branchen-Event: „Die Bustouristik braucht eine Vereinheitlichung in Europa genauso wie Flexibilität bei Arbeits- und Buslenkzeiten. Kollektivvertragsregelungen dürfen im Zeitalter der Digitalisierung nicht zu einem antiquierten und realitätsfernen Stück Papier werden.“

Die zweitägige Bundesfachtagung am 15. und 16. November 2017 am Messegelände Wels wurde von der WKÖ-Berufsgruppe Bus heuer gemeinsam mit dem offiziellen Veranstaltungs-Partner, der Arbeitsgemeinschaft Busreisen Steiermark veranstaltet. Das Netzwerk feierte im Rahmen der Veranstaltung heuer ihr 20-jähriges Bestandsjubiläum und präsentierte sich als der Ansprechpartner für Bus- und Gruppenreisen in der Steiermark.

Bürokratischen EU-Wildwuchs eindämmen
Aus seiner unternehmerischen Praxis berichtete der Obmann der Berufsgruppe Bus in der Wirtschaftskammer Oberösterreich, Josef Weiermeier: „Wenn ich bei Busreisen quer durch Europa 28 verschiedene Mehrwertsteuer- und Mindestlohnsysteme beachten muss, dann werden die Grenzen der Zumutbarkeit überschritten. Wir beschäftigen schon mehr Leute im Büro als hinterm Lenkrad“.

Praxisgerechte Änderungen bei Lenk- und Ruhezeiten für Busse seien längst überfällig, ergänzt Branchensprecher Horvath. „Wir verfolgen dieses Ziel in enger Abstimmung mit den europäischen Busverbänden und werden dabei von unserem Dachverband IRU in Brüssel ausgezeichnet unterstützt“, so Horvath im Gespräch mit Matthias Maedge, der als Leiter der IRU-Geschäftsstelle in Brüssel die Forderungen der Busbranche mit den EU-Institutionen im gerade stattfindenden Reformdiskurs verhandelt.

Die von der EU-Kommission letzte Woche vorgeschlagene ersatzlose Abschaffung des handschriftlichen EU-Fahrtenheftes begrüßt er uneingeschränkt: „Heute dient das EU-Fahrtenheft den Kontrollbehörden dazu, geringfügigste Fehler beim Ausfüllen mit bis zu 2.000 Euro zu bestrafen“. Jetzt sei ein erster wichtiger Schritt zur Entbürokratisierung der Bustouristik vorgeschlagen worden. „Wir werden uns mit allen Argumenten dafür einsetzten, dass dieser Vorschlag auch tatsächlich in den nächsten zwei Jahren umgesetzt wird“, betonten Horvath und Maedge unisono.

Flexible Arbeitszeitmodelle im Kollektivvertrag überfällig
In Österreich gebe es dagegen in puncto der Einführung von praxisgerechten flexiblen Arbeitszeitmodellen und der bevorstehenden Angleichung von Arbeitern und Angestellten einiges aufzulösen, sagt Horvath. „Arbeitgeber und Arbeitnehmer werden profitieren, wenn wir – nach einer Modernisierung des Kollektivvertrages – mit dem Bus endlich im 21. Jahrhundert ankommen. Das gilt sowohl für den Alltags-, als auch den Reiseverkehr.“

Bus-Touristik als Wachstumsmotor
Die steigende wirtschaftliche Bedeutung des Reiseverkehrs in der Bus-Touristik unterstreicht eine neue Erhebung des Wirtschaftswissenschaftlichen Institutes für Fremdenverkehr (DWIF), die im Auftrag des Bundesverbandes deutscher Omnibusunternehmer (bdo) erstellt wurde und erstmals auch die stark wachsenden Fernbuslinien miteinbezieht. Demnach sind 8 von 10 Reisen im Fernbusverkehr touristisch motiviert – der Wachstumstrend auf diesem Sektor komme vor allem Städten zugute. Anja Ludwig vom bdo: „Auf Basis dieser Zahlen können wir sagen, dass es keine Lösung ist, Busse aus den Städten auszusperren. Auf einen Arbeitsplatz in der Bustouristik kommen fünf weitere Touristik-Arbeitsplätze.“

Fit für moderne Zeiten
Die Busbranche ist ein Wachstumsmarkt – und als solcher konnte sie sich in Wels auch als technologisch fit für die modernen Zeiten präsentieren. Die begleitende Fachmesse ist ein wesentliches Element des Veranstaltungskonzepts der WKÖ-Berufsgruppe Bus, betont der Geschäftsführer des Fachverbandes der Autobus-, Luft- und Schifffahrtunternehmungen, Paul Blachnik: „Es wurde sehr deutlich gemacht, dass die Zukunft des Wachstumsmarktes Bus dann erfolgreich sein wird, wenn sie den Unternehmen mehr Raum für Flexibilität gibt und auf einer klimaneutralen und digitalen Basis aufbauen kann, die nicht von nationale Egoismen beeinflusst wird.“

Zur österreichischen Bus-Branche
Die mehr als 1.300 österreichischen Busunternehmer (www.berufsgruppe-bus.at) betreiben eine Flotte von über 9.000 Bussen. Mit diesen werden im Reiseverkehr jährlich über eine Million Gäste befördert sowie im öffentlichen Personennah- und Regionalverkehr auf der Straße mehr als die Hälfte aller 1,1 Milliarden Beförderungsfälle garantiert. Die Unternehmen investieren jährlich rund 225 Millionen Euro in ihren Fuhrpark. Der Bus ist mit 15g/CO2 pro Passagier/pro km das mit Abstand sauberste Straßenverkehrsmittel. Die geringen Schadstoffemissionen und die ständige Reduzierung der Geräuschemissionen unterstreichen den hohen ökologischen und ökonomischen Nutzen des Omnibusses gegenüber dem Individualverkehr.

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