Döbeln – Dresden in einer Stunde
Fahrgastverband PRO BAHN dringt auf zügige Reaktivierung • Fahrgastverband PRO BAHN fordert klares Konzept und verbindlichen Zeitplan für Reaktivierung der Strecke Döbeln – Nossen – Meißen
Dresden, 18.08.2023 (BA/gm)
Die Wiederaufnahme des Personenverkehrs bietet vielfältige Chancen und umfangreiche Verbesserungen für die verkehrliche Anbindung der Landkreise Meißen und Mittelsachsen, aber auch weit darüber hinaus. Der Fahrgastverband PRO BAHN Mitteldeutschland sieht alle politischen Entscheidungsträger von Bund und Land jetzt in der Verantwortung, zusammenzuarbeiten und das Projekt stärker und schneller voranzutreiben. Insbesondere gilt es jetzt zeitnah und endgültig zu klären, welche Maßnahmen an der Infrastruktur nötig sind und wie Modernisierung und Betrieb gefördert bzw. finanziert werden können.
Für die erfolgreiche Verkehrswende bedarf es neben günstigen und einfachen Tarifangeboten wie dem im Mai eingeführten Deutschlandticket auch einem Ausbau des ÖPNV-Angebots. Seit Ende 2015 besitzt die Region Döbeln keine attraktive Anbindung in Richtung Dresden mehr. Die derzeit schnellste Verbindung mit der Buslinie 750 und Umstieg in Nossen in die Buslinie 424 wird aufgrund des geringeren Komforts und der höheren Fahrzeit nicht als vollwertiger Ersatz für einen Zug wahrgenommen; die Fahrt über die A4 ist sehr stauanfällig.
Durch die Reaktivierung der Eisenbahnstrecke Döbeln – Meißen können die Reisezeiten zwischen Döbeln und Dresden auf etwa eine Stunde deutlich verkürzt werden, wie Fahrplanentwürfe des Infrastrukturbetreibers (siehe Anhang) zeigen. Eine neue Regionalexpress-Linie von Döbeln über Roßwein, Nossen, Meißen und Coswig nach Dresden könnte die Anbindung der ländlichen Regionen verbessern und die Attraktivität der Kleinstädte hinsichtlich Tourismus, Wohnen und der Standortpolitik von Unternehmen signifikant erhöhen. „Neben einer guten Anbindung des Mittelzentrums Döbeln an die Landeshauptstadt wäre mit dem neuen Zug gleichzeitig auch eine deutlich schnellere Verbindung zwischen Meißen und Dresden möglich, welche das Auto schlägt und ein großes Fahrgastpotenzial bietet“, so Michael Koch, PRO-BAHN-Sprecher für den Raum Dresden.
Auch im Sinne des Klimaschutzes ist die Reaktivierung sinnvoll. Wie eine Diplomarbeit der TU Dresden zeigte, ist die Strecke für den Einsatz von Akku-Triebzügen gut geeignet. Das Laden des Akkus ist aufgrund der schon vorhandenen Oberleitungen in Döbeln und zwischen Meißen und Dresden möglich.
Mittlerweile gibt es einen breiten und überparteilichen Konsens für eine Wiederaufnahme des Personenzugverkehrs auf der Strecke. Auch die Verbandversammlung des VMS hat 2020 einen Grundsatzbeschluss zur Unterstützung der Reaktivierung der Verbindung gefasst. Ein Gutachten des sächsischen Verkehrsministeriums bewertet Döbeln – Meißen und Beucha – Brandis mit der höchsten zu erwartenden Nachfrage der untersuchten Strecken.
Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert einen Drei-Punkte-Plan für regelmäßigen SPNV:
- kurzfristig: Verlängerung der bestehenden Züge aus Leipzig bis Döbeln Zentrum
dafür muss die Möglichkeit geschaffen werden, um dort Züge wenden zu können - mittelfristig: neuer RE Döbeln Hbf – Döbeln Zentrum – Roßwein – Nossen – Meißen Altstadt – Meißen – Coswig – Dresden-Neustadt – Dresden Mitte – Dresden Hbf
- Einsatz von Akku-Triebzügen; Reisezeit etwa 1 Stunde; Anpassung Busnetz
Es sollten notwendige Infrastrukturmaßnahmen geprüft werden, um diesen Zwischenschritt möglichst zu überspringen; Direktzug Leipzig – Döbeln – Dresden ist anzustreben.
- langfristig: durchgehender Zug Leipzig – Döbeln – Dresden -> Entfall des Umstiegs in Döbeln
Der Fahrgastverband PRO BAHN appelliert auch an VVO und VMS, als ersten Schritt die Förderung von touristischen Verkehren (z.B. Sonderzug Meißen – Nossen zum Weihnachtsmarkt in Nossen) zu prüfen. Der VMS bestellte 2023 erfreulicherweise zum Beispiel anlässlich des Bergstadtfestes einen Sonderzugverkehr auf der Strecke Freiberg – Brand-Erbisdorf.
Zum Stand der Dinge finden regelmäßig parteiübergreifende Runde Tische zur Bahnstrecke Döbeln-Meißen, organisiert von der LINKEN-Landtagsabgeordneten Marika Tändler-Walenta, statt. Auf Initiative des Fahrgastverbands PRO BAHN beim letzten Treffen finden Podiumsdiskussionen zum Thema in Meißen (Di., 29.08.2023, 18 Uhr auf dem Markt) und in Döbeln (Do., 31.08.2023, 18 Uhr auf dem Obermarkt) statt, zu welchen PRO BAHN herzlich einlädt.
