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On Demand – Aber bitte für alle!

Zum geplanten On Demand Verkehr in München

München, 19.12.2023 (BA/gm)
Zur Ergänzung von U-Bahn, Tram und Bus plant der Münchner Stadtrat die Einführung eines On-Demand Systems. Es soll ohne festen Fahrplan entsprechend den per Smartphone angemeldeten Fahrtwünschen verkehren. Dazu sollen in einer ersten Stufe 50 Fahrzeuge neu beschafft werden. Grundsätzlich könnte ein On Demand System – gerade für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste – eine sinnvolle Ergänzung von U-Bahn, Tram und Bus sein. Grundvoraussetzung dafür sind barrierefreie Fahrzeuge. Ebenso profitieren davon auch Fahrgäste mit Kinderwagen. Diese Vorteile sollen aber nicht genutzt werden: Gemäß der Stadtratsvorlage ist aber nur der Einsatz einer geringen Anzahl barrierefreier Fahrzeuge vorgesehen.  

Dazu AAN-Sprecher Berthold Maier: „Im ÖPNV wurde und wird viel Aufwand getrieben, um den ÖPNV barrierefrei zu machen. Gerade On Demand könnte hier einen entscheidenden Beitrag leisten: Einerseits durch bessere Feinerschließung und auch um Defizite bei den aktuellen Haltestellen des ÖPNV (d.h. noch kein barrierefreier Umbau) abzumildern. Unverständlicherweise soll die Barrierefreiheit fast nicht berücksichtigt werden: Nach aktueller Planung sollen nur maximal 10 Prozent der Fahrzeuge barrierefrei sein; vage wird formuliert, dass weitere Umrüstungen bedarfsgerecht erfolgen sollen. Das ist völlig unzureichend.“

Somit wären 90 Prozent der Fahrzeuge für Behinderte oder Familien mit Kinderwagen kaum bzw. nicht nutzbar. Wenn das System die Lücken schließen soll, die zum Beispiel nicht barrierefreie Haltestellen noch darstellen, darf hier nicht gleich eine nächste Barriere errichtet werden. Der Aufwand für ein On-Demand-System ist nur dann vertretbar, wenn es auch von denen genutzt werden kann, die besonders darauf angewiesen sind.

Andreas Barth vom Fahrgastverband PRO BAHN ergänzt: „Ein neues ÖPNV-System muss von Anfang an für alle Fahrgäste nutzbar sein. Die Belange von Mobilitätseingeschränkten müssen daher ausreichend berücksichtigt werden. Laut Vorlage wurde auch der Behindertenbeirat der Landeshauptstadt München nicht zu Rate gezogen – das ist ein unverständliches Vorgehen. Hier muss der Stadtrat dringend nachbessern. Der gesamte Fuhrpark muss vom ersten Tag an mit barrierefreien Fahrzeugen ausgestattet sein.“

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