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WAZ: Der Streik, der allen schadet

Essen, 23.02.2011 (BA)
Hunderttausende Pendler an Rhein und Ruhr hatten gestern Morgen die gleichen Gedanken gehabt. Sie haben an den großen Streik vor drei Jahren gedacht. An die Pannen zum Winterauftakt im Dezember 2010. Sie haben die Eiseskälte auf dem Bahnsteig gespürt. Und geflucht: verdammte Bahn.

Claus Weselsky, der Chef der Lokführergewerkschaft, muss gar nicht erst sympathieheischend in der Öffentlichkeit auftreten. Sympathie gibt es für die Aktion kaum, den Schienenverkehr der Republik zu lähmen. Dabei neidet niemand den Lokführern guten Lohn. Sie tun einen schweren Job. Der Druck der Verantwortung ist, mit 400 Fahrgästen an Bord, durchaus mit der von Piloten vergleichbar, die zehn Mal besser bezahlt sind. Ihre Arbeitsbedingungen sind nicht ideal. Es ist einiges, für das sich zu kämpfen lohnt. Aber wieso können sich die zerstrittenen Bahngewerkschaften nicht auf ein einheitliches Vorgehen bei den Verhandlungen einigen?

Warum gelingt hier nicht, was zwischen Beamtenbund und verdi bei Bund und Ländern funktioniert – die Tarifgemeinschaft? Weil die Funktionäre Profilneurosen entwickeln? Weil es eine Versuchung darstellt, mit einer kleinen Gruppe das Gemeinwesen vorzuführen? Gemeinsam ist man stärker, ist die Grundidee der Gewerkschaftsbewegung. Also ist dieser Streik auch für die Streikenden schädlich.
Kommentar von Dietmar Seher

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