Archive
Mai 2024
M D M D F S S
« Jan    
 12345
6789101112
13141516171819
20212223242526
2728293031  

Erneut GDL-Streiks bei Metronom

Uelzen, 28.03.2011 (BA)
Obwohl die Löhne bei der Metronom Eisenbahngesellschaft bereits über dem Niveau der Deutschen Bahn (DB) liegen, kam es auch heute wieder zu Warnstreiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) im gesamten Metronom-Streckengebiet. Seit 2.30 Uhr streiken fast alle Lokführer der Metronom. Ab wann die Züge wieder im normalen Plan fahren, ist derzeit noch nicht absehbar. Es ist auch weiterhin mit Zugausfällen zu rechnen.

Auf den Strecken Hamburg–Cuxhaven und Uelzen–Hannover–Göttingen fuhr am Vormittag kein Zug, während die anderen Strecken Bremen–Hamburg und Hamburg–Uelzen vereinzelt bedient wurden. Im Internet informiert Metronom auf www.der-metronom.de kontinuierlich und aktuell über die Auswirkungen des Streiks. Die Metronom-Fahrgastbetreuer stehen Fahrgästen in den bestreikten Zügen und, wo möglich, an den Bahnsteigen während der Streikzeit als Ansprechpartner zur Verfügung und versorgen die Fahrgäste mit Informationen.

„Wir werden bestreikt, ohne dass die GDL bisher eine Verhandlungsbereitschaft zum bei Metronom für alle Mitarbeiter geltenden firmenbezogenen Verbandstarifvertrag gezeigt hätte“, erklärt Geschäftsführer Wolfgang Birlin. „Wir bedauern die den Fahrgästen entstandenen Unannehmlichkeiten außerordentlich und bitten die GDL ausdrücklich, uns endlich einen Termin für Verhandlungen zu nennen.“ Dieser Bitte sei die GDL trotz mehrfacher Aufforderung in den vergangenen Wochen nicht nachgekommen. In der Spitze liegen die Löhne um bis zu 15 % über denen der DB. „Wieso ausgerechnet Metronom so stark bestreikt wird, ist uns unerklärlich“, so Birlin.

Hintergrund
Am 14. Februar 2011 unterzeichneten Vertreter der Deutschen Bahn, der sechs großen Privatbahnkonzerne (G6) Abellio, Arriva Deutschland, Benex, der Hessischen Landesbahn, Keolis und Veolia Verkehr sowie der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) den ersten Branchentarifvertrag für den ganzen Schienenpersonennahverkehr (SPNV). Die Verpflichtung aller wichtigen Konkurrenten im SPNV auf einen tariflichen Mindeststandard bietet erstmals einen wirksamen Schutz für die Arbeitnehmer der ganzen Branche, auch für Lokführer. Die GDL hat eine Beteiligung am Branchentarifvertrag trotz mehrmaliger Aufforderung (auch von politischer Seite) strikt abgelehnt. Auch das Vermittlungsangebot von Peter Struck als Schlichter wurde von der GDL nicht akzeptiert.

Entscheidender Unterschied zwischen den Forderungen der GDL und dem mit der EVG geschlossenen Vertrag: Der Branchentarifvertrag berücksichtigt die Besonderheiten des SPNV. Die GDL fordert einen Bundesrahmen-Tarifvertrag für Lokführer (BuRa-LfTV), unabhängig davon, ob sie im Fern- und Güterverkehr oder im SPNV tätig sind. Dies verkennt die unterschiedlichen Arbeitsbedingungen der verschiedenen Branchen und übersteigt die Leistungsfähigkeit der Privatbahnen.

Die Verträge der Mitarbeiter bei Metronom regelt ein firmenbezogener Verbandstarifvertrag. Verhandlungen zu dessen Ausgestaltung wurden der GDL mehrfach angeboten, aber unter Bezugnahme auf die Bestrebungen der GDL nach einem BuRa-LfTV bis auf Weiteres abgelehnt.

Die G6 haben sich als Verhandlungspartner für die Gewerkschaften am 4. März aufgelöst. Die GDL muss sich nun mit ihren Forderungen an die einzelnen Eisenbahnverkehrsunternehmen wenden.

Kommentieren ist momentan nicht möglich.